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SUPER

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Kategorie Promotion | 3 Kommentare »

Wer schon dachte Orvia wäre ein merkwürdiger Name für ein Forschungsprojekt, der hat sicher noch nichts vom EU Forschungsprojekt Semantics Utilised for Process management within and between Enterprises oder kurz SUPER gehört. Was sich dahinter versteckt, versuche ich heute mal grob zu beleuchten.

Im Gegensatz zum Forschungsprojekt Orvia handelt es sich bei SUPER um ein von der europäischen Kommission gefördertes Projekt. Deshalb ist das Projekt natürlich auch internationaler besetzt mit Universitäten und Unternehmen aus ganz Europa. So sind z.B. die Universitäten Stuttgart, Innsbruck, Open University (UK), Galway (Irland) und TU Eindhoven (NL) vertreten. Die Unternehmen kommen aus ganz Europa. Zu den üblichen Verdächtigen zählen natürlich IBM und SAP, aber auch viele kleinere Unternehmen sind beteiligt. Da die Forschungsergebnisse exemplarisch in der Telekommunikationsbranche angewendet werden sollen, sind auch einige Telcos wie die spanische Telefonica, die österreichische eTel und auch die polnische Telekom vertreten.

Ich hatte ja in einem meiner letzten Beiträge schon kurz beschrieben, wofür die Modellierung von Geschäftsprozessen und deren Orchestrierung in einer service-orientierten Architektur sinnvoll sein kann. Sinn war ja, die Abläufe eines Unternehmens (z.B. Verkaufsprozess, Störungsannahme, Rechnungslegung, usw.) zuerst zu modellieren und dann möglichst weit zu automatisieren. Die Automatisierung sollte dann über so genannte Services passieren. Hinter einem Service versteckt sich ein (Computer) System, welches eine bestimmte Funktionalität zur Verfügung stellt, wie z.B. Zahlungseingang buchen. Deshalb modelliert man seinen Prozess in einem Diagramm und sagt dann bei jedem nicht-manuellen Schritt, welches System diese Aufgabe automatisiert übernehmen soll.

Bei so einer Modellierung stellt sich zwangsläufig die Frage, welche Systeme denn einen bestimmten Schritt automatisieren können? Es ist klar, dass nicht jedes System z.B. fähig ist, einen Zahlungseingang zu buchen. Aber gerade diese Funktion könnte z.B. ein Kontoverwaltungssystem der Bank erledigen, genauso gut wie vielleicht ein Buchhaltungssystem. In diesem Fall mag das noch trivial sein, aber die Sache wird schon komplizierter, wenn man betrachtet, dass jedes System sicher mehrere (hundert?) Services anbieten wird. Es ist klar, dass es für einen Menschen zunehmend schwieriger wird, aus den verfügbaren Services zu wählen. Eine Unterstützung ist deshalb nötig.

Deshalb wäre es schön, wenn eine Software während der Modellierung von Geschäftsprozessmodellen den Modellierer unterstützen könnte. Dazu muss das System aber in der Lage sein, den Inhalt der Modelle zu verstehen. Dazu müssen die Modelle in für Computer verständlichen Sprachen beschrieben werden. Wie so eine Sprache jetzt im Bereich Geschäftsprozessmodellierung aussehen könnte, ist momentan noch unbekannt. Dies heraus zu finden, ist ein Ziel von SUPER. Solch eine Sprache wird als Ontologie bezeichnet und dahinter steckt dann harte Mathematik.

Ein anderer Einsatzzweck wäre während der Modellierung zu erkennen, was der Anwender modelliert. Dann könnte man ihm Vorschläge zur Vervollständigung seines Modells machen indem man ihm z.B. bewährte Modelle zur Ergänzung anbietet. Denkbar ist auch, dass nicht während der Modellierung der zu verwendende Service festgelegt wird (early binding), sondern erst während der Ausführung (late binding). Dann müsste eine Ausführungsplattform erkennen, was der Prozess für einen Service benötigt und anhand dieser Kriterien muss dann ein entsprechender Service gesucht werden (service discovery), der die Kriterien erfüllt.

Man erkennt also, dass hier in SUPER zweit Welten aufeinander treffen. Auf der einen Seite ist die Welt des Geschäftsprozessmanagements, vertreten durch SAP, IDS aber auch BPEL Veteranen (Prof. Frank Leymann Uni Stuttgart) sowie die Macher von YAWL und Workflow Pattern (Prof. van der Aalst TU Eindhoven). Auf der anderen Seite ist die so geannte semantische Web Community. Der in SUPER vertretene Teil hat sich in einem virtuellen Forschungsinstitut namens DERI organisiert. Was nun genau hinter dem Begriff Semantic Web steckt, muss ich später erläutern, sonst wird das heute zu lang…

SUPER ist im Vergleich zu Orvia wesentlich größer und umfangreicher. So gibt es in SUPER allein 2 bis 3 Personen, die sich nur um das Projektmanagement kümmern. Auch sind die Projekttreffen international. Dies bedeutet, man fliegt öfter mal in Europa zu den Projekttreffen herum. Und das Projekt ist natürlich auf Englisch.

3 Kommentare to “SUPER”

  1. […] Kollegen von mir. Er arbeitet ebenfalls bei uns in der Forschungsabteilung, zusammen mit mir am Forschungsprojekt SUPER. Sein Fokus liegt dabei weniger auf Beschreibungen von Services, sondern auf Abbildung von […]

  2. […] zweite Tag war stark von Arbeiten aus dem Forschungsprojekt SUPER geprägt. So zeigte Ivan Markovic von SAP Research in seinem Vortrag “Advanced Querying and […]

  3. […] mit BPEL” gearbeitet. Geschrieben wurde es von einigen ehemaligen Mitstreitern des SUPER Forschungsprojekts. In dem Buch erläutern sie nicht nur die verschiedenen Elemente von BPEL und verwandter Standards […]

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