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Semantic Web

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Vor etwa 1,5 Wochen hatten wir hier in Saarbrücken einige der größten Wissenschaftler auf dem Gebiet des Semantic Web zu Gast bei uns in der Firma. Wir haben ihnen unseren Ansatz zur Geschäftsprozessmodellierung vorgestellt und mit ihnen diskutiert, ob das nicht eine Art Domänontologie ist. Dieser Eintrag heute soll zunächst den Begriff Semantic Web klären und schon mal erste Hinweise auf das Konzept von Ontologien geben.

Schauen wir uns das Internet an wie es auch heute noch meist ist, dann ist es zunächst ein Medium für den Menschen. Der Mensch sucht z.B. über eine Suchmaschine eine Seite, lädt diese, findet dort die Informationen oder Dienste, die er benötigt und danach geht das Spiel ebenso weiter. Will z.B. jemand einen Urlaub an der Costa Brava buchen, dann kann er z.B. damit beginnen, mögliche Hotels zu suchen. Zu diesen Hotels findet er auf verschiedenen Seiten Bewertungen von früheren Gästen. Auch kann er schauen, ob der Strand nicht zu weit weg ist und welche Ausflüge angeboten werden. Danach vergleicht der Jemand Angebote bei verschiedenen Reiseanbietern und bucht dann auf deren Seite die Reise. Dazu muss er z.B. seine Kontoverbindung oder Kreditkarte angeben. Tja, und ganz am Ende muss der Jemand dann endlich auch mal seinen Rechner ausschalten und in das ganz reale Flugzeug steigen.

Nun liegt natürlich die Idee nahe, dass man bis auf den letzten Schritt (in Flugzeug steigen) die Sache eigentlich automatisieren können müsste. Der Jemand würde am Anfang nur noch seine Kriterien für einen perfekten Urlaub definieren (durchgängig geöffnete Bar, Strand mit feinem Sand, hoher Anteil alleinstehender Mütter unter den Hotelgästen) und dann würde ein Programm die notwendigen Informationen im Netz sammeln. Am Ende würde das Programm mögliche Alternativen dem Jemand präsentieren, der sich dann wesentlich schneller entscheiden und buchen kann.

So ein Programm wird in der Informatik als Agent bezeichnet. Damit ein Agent solch komplexe Aufgaben für einen menschlichen Jemand erledigen kann, muss er natürlich die verschiedenen Seiten verstehen können. Bis heute ist aber, wie oben bereits erwähnt, das Netz nur für den Menschen erfassbar. Suchmaschinen verstehen nicht wirklich unsere Suchanfragen, sondern liefern für Suchwörter nur die am wahrscheinlichsten Ergebnisse zurück. Damit also Computer den Inhalt von Internetseiten verstehen können, müssen diese in einer für den Computer entsprechenden Form beschrieben werden. Ein solches um Beschreibung (Semantik) angereichertes Internet bezeichnet man gemeinhim als Semantic Web. Mit einem langweiligeren Beispiel (Terminvereinbarung) haben das schon Berners-Lee et al. im Jahr 2001 beschrieben.

Schon heute gibt es eine Reihe erster Dienste, die eine gewisse Agentenfunktion erfüllen. So kann ich z.B. auf Seiten nach Flügen zwischen zwei Flughäfen suchen. Intern fragt die Seite dann eine große Anzahl verschiedener Fluggesellschaften ab und präsentiert mir dann eine Liste mit den möglichen Flugverbindungen. Dies ist schon eine erhebliche Erleichterung, weil es sonst für mich fast unmöglich wäre, bei allen Fluggesellschaften solch eine Anfrage durchzuführen. Ähnliche Seiten gibt es zum Vergleich von Versicherungsprämien, zur Hotelsuche, zum Preisvergleich für Produkte, usw. Schaut man sich solche Dienste allerdings genauer an wird klar, dass hier noch kein großer Voodoo dahinter steckt. In harter Arbeit haben Menschen entsprechende Software gebaut, die die einzelnen Fluggesellschaften abfragt. Von einer dynamischen Suche ohne vorherige feste Verdrahtung durch Menschen kann also nicht die Rede sein.

Soll also an irgendeinem Punkt es mal möglich sein, dass ein Computer völlig autonom bei der Lufthansa nach einer Flugverbindung sucht, dann muss dieser Abfragedienst so beschrieben werden, dass ein Computer versteht, was dieser Dienst macht. Zur Beschreibung kann man eine so genannte Ontologie benutzen. Ontologien definieren Konzepte (Begriffe) und deren Beziehungen zu einander. So könnte man eine Flugverbindung so definieren, dass sie an einem bestimmten Zeitpunkt eine Verbindung zwischen 2 Orten herstellt unter Nutzung eines Flugzeugs. Nun muss man natürlich auch die verwendeten Begriffe wie Ort, Zeitpunkt und Flugzeug definieren. Bei deren Definitionen werden sicher wieder neue Konzepte (Begriffe) auftreten, die dann ebenfalls definiert werden müssen. Man sieht, dass dies ein nicht ganz triviales Unterfangen ist. Dies ist dann letztendlich auch einer der Hauptkritikpunkte am Semantic Web Ansatz. Wer soll den riesigen Aufwand betreiben, alle möglichen Dienste im Netz nun semantisch zu beschreiben? Man müsste praktisch für alle Netzdienste eine Beschreibung generieren. Das hört sich nach einem ziemlich umfangreichen Unterfangen an. Deshalb ist ein erster Schritt natürlich erst einmal, das Konzept in begrenzten Anwendungsbereichen wir der medizinischen Diagnose oder eben der Geschäftsprozessmodellierung anzuwenden. Der letzte Punkt ist dann eher mein Thema und wird sicher hier noch öfter diskutiert…

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