Process Mining
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Anfang letzter Woche war ich in Eindhoven an der dortigen technischen Universität. Die Arbeitsgruppe von Prof. van der Aalst ist auch in unserem EU Forschungsprojekt SUPER beteiligt. Ziel des Treffens war es herauszufinden, wie man aus Logdateien semantische Informationen gewinnen kann.
Jedes größere Unternehmen setzt zur Verwaltung seiner internen Geschäftsprozesse verschiedene Softwaresysteme ein. So arbeitet der Buchhalter mit einem Buchhaltungssystem, der Kundenbetreuer mit einem Kundenbeziehungsmanagement Werkzeug (CRM), der technische Zeichner mit einer CAD Software usw. Idealerweise sind diese Systeme natürlich ineinander integriert. Legt also etwa ein Verkäufer einen neuen Auftrag an, dann sollte der Auftrag gleich die CAD Daten zur Fertigung enthalten, ein Produktionsauftrag muss generiert werden und ein Transportunternehmen kann ja schon vorab über einen möglichen Transportauftrag informiert werden.
Viele der oben beschriebenen Aufgaben werden heute durch komplexe Anwendungen abgedeckt. Ein bekannter Vertreter ist z.B. SAP. In der Regel protokolliert solch ein System alle Aktionen, die ein Nutzer ausführt. Dies ist z.B. wichtig wenn man später nachvollziehen will, wer Geld vom Firmenkonto überwiesen hat. Natürlich enthalten diese Protokoll- oder Logdateien noch viele weitere interessante Informationen. So wäre es z.B. denkbar, anhand der Logdateien die Geschäftsprozesse zu ermitteln, die im Unternehmen tatsächlich ablaufen. Dazu müsste man schauen, ob bestimmte Aufgaben immer wieder auf ähnliche Art und Weise durch die Mitarbeiter erledigt werden. Ist dies der Fall, dann kann man von einem Standardvorgehen ausgehen und dieses dokumentieren. Soll später ein neuer Mitarbeiter diese Aufgabe übernehmen, kann man ihm diese Dokumentation als Anleitung geben. Dieses Extrahieren von Prozessdefinitionen aus Logdateien bezeichnet man als Process Mining.
Hat man schon vor dem Process Mining eine Beschreibung seiner Geschäftsprozesse, dann kann man diese Beschreibung mit den tatsächlich ausgeführten Prozessen vergleichen. Man erkennt dann z.B., ob sich die Mitarbeiter an die Arbeitsanweisungen halten, ob die tatsächlich ausgeführten Prozesse vielleicht effizienter sind, ob bestimmte Aufgaben in unterschiedlichen Niederlassungen unterschiedlich erledigt werden usw. Die Gruppe um Prof. van der Aalst fast dies als Compliance zusammen.
Bei der Analyse von Logdateien kann man natürlich auch diverse Kriterien überprüfen. So kann es z.B. in einem Zahlungsprozess interessant sein, dass bestimmte Aufgaben nicht nur von einem Mitarbeiter angestoßen werden, sondern dass min. 2 Mitarbeiter ihr ok geben. Die zu prüfenden Kriterien ergeben sich häufig aus gesetzlichen Vorschriften oder Industriestandards.
Bei der IDS gibt es natürlich auch ein Produkt, dass einige dieser Sachen auch kann. Es handelt sich dabei um den ARIS Process Performance Manager oder kurz ARIS PPM. Die Arbeitsgruppe von Prof. van der Aalst hat ebenfalls eine Reihe von Softwarewerkzeugen für diesen Zweck entwickelt. Das ganze Framework heißt ProM und steht im Internet kostenlos zur Verfügung.
ProM bildet intern alle Prozesse als Petri-Netze ab. Was es damit auf sich hat, werde ich vielleicht später mal noch beschreiben. Das Tool kann Logdateien aus verschiedenen Quellen einlesen. Damit es unabhängig von den vielen verschiedenen Logformaten ist, wird zunächst eine Logdatei in das für ProM verständliche Format MXML übersetzt. Für diesen Zweck gibt es ProMImport.
Beim Treffen in Eindhoven hat die IBIS Prof. Thome GmbH auch ihre Process Mining Tools für SAP vorgestellt. Während ARIS PPM und das ProM Framework mit jedem beliebigen betriebswirtschaftlichen System eingesetzt werden können, hat sich die IBIS auf die Analyse von SAP Systemen spezialisiert. So können die Tools der IBIS z.B. die Frage beantworten, welche Teile des SAP Systems wirklich genutzt werden. Auch können die Tools sehr gut den aktuellen Bearbeitungsstand verschiedener Prozesse darstellen.
Im Rahmen von SUPER wird es nun darum gehen, die Informationen der verschiedenen Tools (PPM, ProM, IBIS) zu kombinieren, um aus vorhandenen Logdateien eine Fülle an Informationen zu gewinnen. Wie das konkret aussehen wird, kann jetzt noch nicht gesagt werden. Ich werde mal in ein paar Monaten wieder berichten, was sich da so alles getan hat.
[…] Weiterhin hat er einen Prototypen entwickelt, der EPK Modelle entsprechend überprüfen kann. Der Prototyp steht als Plugin für ProM bereit. ProM ist eine Werkzeugfamilie aus dem wissenschaftlichen Bereich für Process Mining, Prozessanalyse und Konvertierungen. Ich hatte bereits vor etwa einem Jahr in diesem Blog über Prozessmining und ProM berichtet. […]