BPM als SOAs Killer Applikation?
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Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein typischer Marketingsatz: „BPM is SOA’s killer application, while SOA is BPM’s enabling infrastructure“. In diesem Beitrag versuche ich zu klären, ob da vielleicht doch mehr dahinter steckt…Zunächst, wofür stehen die Abkürzungen? Den geneigten Leser habe ich nun schon öfter mit SOA gequält, also den serviceorientierten Architekturen. Ich müsste mir lediglich mal an einem Punkt überlegen, wie ich das nun einheitlich schreibe…
Hinter BPM steht in diesem Fall Business Process Management. Dieser Begriff ist seit etwa 2002/2003 in Mode gekommen, einen wichtigen Beitrag dazu hat sicher das Buch von Smith und Fingar geliefert. Unter BPM versteht man, dass der Fachmodellierer seine Prozesse mit einem grafischen Werkzeug entwirft und diese dann zur Ausführung bringen kann. In einer idealen Welt wird dann keine Programmierung mehr benötigt, überhaupt soll der Fachmodellierer dies alles ohne IT Kenntnisse tun können. Man spricht dabei von „one click deploy“ und „zero code“. Ein komplettes Softwarepaket aus Modellierungswerkzeug und Ausführungsplattform würde man folgerichtig als Business Process Management System (BPMS) bezeichnen. Doch wie könnte dies nun konkret aussehen?
Man könnte seine Fachprozesse in BPMN – in der Business Process Modelling Notation – entwerfen. Ich habe persönlich aber Zweifel, ob ein Fachmodellierer ohne jegliche IT Kenntnisse mit dieser Diagrammsprache zurecht kommt, da auch dort schon wieder viele technische Sachen enthalten sind. Doch für das Beispiel sei angenommen, dass BPMN eine gangbare Möglichkeit ist. Nachdem die Prozesse entworfen sind, würde man sie in eine ausführbare Beschreibung umwandeln. Momentan ist BPEL – die Business Process Execution Language – dafür die Standardsprache. BPEL kann man dann mit diversen Ausführungsplattformen wie IBM, SAP, Oracle und Bea nutzen.
Solch perfekt integrierte BPMS gibt es noch nicht. Bei allen Herstellern fehlt noch immer irgendwas. So versuchen ja z.B. die IDS und Oracle sowas in absehbarer Zeit zu entwickeln. All den genannten Ausführungsplattformen ist gemeinsam, dass sie serviceorientierte Architekturen unterstützen. Man kann die Funktionalitäten, die man in Prozssen nutzen will, als Web Services ansprechen.
Interessant an BPM ist nun noch, dass dies alles natürlich nicht neu ist. So konnte man auch schon Mitte der 90er Jahre in ARIS modellierte Prozesse in ausführbare Beschreibungen umwandeln. Heute wird es häufig so dargestellt, dass man damals lediglich seine Prozesse modelliert hat, ohne dies dann auch zur Ausführung zu bringen. Damals stand dann BPM entsprechend auch für Business Process Modelling. Das ist zwar sachlich nicht wirklich richtig, dient aber als gute Rechtfertigung, warum man Unternehmen heute BPM verkauft.
Nach diesem Kurzüberblick über die verschiedenen Begriffe und deren Zusammenhang, können wir nun das Ausgangszitat analysieren. Man muss zunächst fragen, was wäre SOA ohne BPM? SOA wäre in diesem Fall lediglich ein technisches Herangehen, um verschiedene Systeme miteinander zu koppeln. Das würde sich aber nicht wesentlich von anderen Komponententechnologien wie Corba, RPC und DCOM unterscheiden. Dies zeigt aber auch, dass SOA nur Sinn macht, wenn man es mit BPM verbindet. Hingegen kann man BPM auch mit anderen Technologien realisieren. So ist z.B. für eine kleine Firma ein komplettes BPMS eine viel zu große und unnötige Investition. Dort würde es sicher auch ausreichen die Geschäftsprozesse grafisch zu beschreiben und sie dann in einem Workflowsystem zur Ausführung zu bringen.
Mein Gefühl ist also, dass das Zitat SOA in den Mittelpunkt stellt und BPM als eine nette Ergänzung sieht. Ich finde, es sollte genau andersherum sein – SOA macht ohne BPM keinen Sinn!
Hi Du
Ich denke Du muss klären was SOA überhaupt ist und was man unter einem Service versteht. Handelt es sich einfach um eine uralte public deklarierte Methode? oder handelt es sich um eine schicke Webservices?
In diesem Beitrag hast du BPM sehr gut erklärt. Doch um die Aussage SOA&BPM zu beurteilen, fehlt es meine Meinung nach Klarheit über den Begriff SOA.
SOA hab ich immer mal in den Erklärungen zu den Forschungsprojekten angesprochen. Aber klar, kann ich natürlich nochmal konkret diskutieren. Mein Gefühl sagt mir aber, dass es kein allgemeingültiges Verständnis für den Begriff SOA gibt :-)
Dass es kein allgemeingültiges Verständnis für den Begriff SOA gibt, hat die Marketingmaschienen echt gut gesorgt oder? :-) Sie erfinden tolle Begriffe um Managern das blaue vom Himmel zu versprechen ;)