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Workshop auf Schloss Dagstuhl

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Letzte Woche Donnerstag und Freitag fand ein gemeinsamer Workshop der Forschungsprojekte Orvia, MINT und TransBS auf Schloss Dagstuhl statt.
Diese Gelegenheit konnte ich mir natürlich nicht entgehen lernen und so durfte ich dann auch mal das berühmte Informatik-Schloss besuchen…

Von Zeit zu Zeit ist es immer mal wieder sinnvoll, über den eigenen Horizont zu schauen und zu gucken, was zum Beispiel in anderen Forschungsprojekten so geschieht. Deshalb fand ein gemeinsamer Workshop der Forschungsprojekte Orvia, MINT und TransBS statt, da in allen 3 Projekten ähnliche Aufgabenstellungen bearbeitet werden.

Ich glaube über das Projekt Orvia muss ich nichts mehr schreiben, dies habe ich ja schon ausführlich getan. Das Projekt MINT (Modellgetriebene Integration von Informationssystemen) beschäftigt sich mit der Integration von verschiedenen Softwaresystemen. Ziel ist es, dass man vorhandene Alt-Anwendungen (Legacy Systeme) in moderne Softwarelandschaften mit einbinden kann. Dabei sollen die Systeme an sich nicht verändert werden, sondern entsprechende Schnittstellen zwischen Alt-Anwendung und Anwendungslandschaft generiert werden. Damit dies funktionieren kann, schlägt MINT verschiedene Modellierungsansätze auf verschiedenen Abstraktionsebenen vor und erzeugt aus diesen Modellen dann entsprechende Integrationsschnittstellen. Da das Projekt erst Mitte 2006 gestartet ist, gibt es aber noch nicht sehr viele konkrete Ergebnisse. Im Vergleich zu Orvia beschäftigt sich MINT mehr mit der Integration von Software, während bei Orvia die Integration von Geschäftsprozessen im Vordergrund steht. Die verwendeten Techniken sind aber letztendlich ähnlich.

Das Projekt TransBS (Transformation monolithischer Business-Softwaresysteme in verteilte, workflowbasierte Client-Server-Architekturen) hat einen sehr starken Fokus auf Programmcode-Ebene. Das Ziel des Projektes wurde sehr gut an einem Praxisbeispiel erläutert. Ein mittelständisches Softwareunternehmen hat eine über Jahre gepflegte betriebswirtschaftliche Anwendung entwickelt. Auch wenn die Anwendung soweit funktioniert, können neue Anforderungen der Kunden wie Web-Zugang nicht erfüllt werden, da die vorhandene Softwarearchitektur dies nicht her gibt. Der Unternehmer steht nun vor der Wahl entweder Kunden zu verlieren oder einen großen Teil seiner Anwendung neu zu schreiben. Da beide Varianten nicht wirklich gut sind, wird nun versucht, die Anwendung (teil-)automatisch auf eine moderne Architektur zu überführen. So wird zum Beispiel versucht, den Quelltext automatisch von Delphi nach Java zu transformieren. Auch noch viele weitere Konzepte werden untersucht. Auch TransBS ist erst Mitte 2006 gestartet und kann daher noch nicht viele konkrete Ergebnisse vorweisen. Vergleicht man das Projekt mit Orvia wird klar, dass TransBS ein sehr technisches Projekt ist, während Orvia doch einen stärkeren Fokus auf die Betriebswirtschaft bzw. die fachlichen Aspekte legt. Trotzdem ist es vorstellbar, dass die in TransBS gewonnen Erkenntnisse auch für Anwender des Orvia-Frameworks interessant sein können. Mein Gefühl ist, dass es in Deutschland sehr viele dieser mittelständischen Softwareanbieter gibt, die heute unter Druck geraten, weil ihre in den späten 80er und 90er Jahren entwickelten Anwendungen nicht mehr den Ansprüchen an heutige Software genügen.

Wie schon erwähnt, fand der Workshop auf Schloss Dagstuhl statt. Wer selber etwas in der deutschen Informatik-Forschung unterwegs ist, wird schon von den legendären Dagstuhl-Seminaren gehört haben. Zu diesen Seminaren treffen sich meist eine kleine Anzahl von Wissenschaftlern, um in intensiver mehrtägiger Arbeit Problemstellungen zu bearbeiten. Unser Workshop zählt nicht zu so einem Seminar, aber trotzdem hat der Workshop von der sehr speziellen Atmosphäre des Veranstaltungsortes profitiert. Das Schloss wird sowohl vom Saarland als auch von Rheinland-Pfalz und diversen Organisationen finanziert. Neben verschiedenen Seminar- und Veranstaltungsräumen bietet es auch Unterkunftsmöglichkeiten sowie einen Speisesaal und eine Bibliothek. Leider hatte ich an beiden Tagen meinen Fotoapparat vergessen und kann deshalb jetzt kein Foto hier online stellen. Aber da es eine sehr schöne Gegend ist, werden ich sicher an irgendeinem Wochenende nochmal in die Gegend nördlich von Saarbrücken fahren und dann auch ein Foto vom Schloss nachliefern :-)

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