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Promotion von Jan Mendling verteidigt

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Die Ereignisgesteuerte Prozesskette (EPK) ist eine Notation für Geschäftsprozesse und wird von vielen Unternehmen weltweit eingesetzt, um ihre Geschäftsprozesse zu dokumentieren und zu analysieren. Leider hat die EPK Notation einige theoretischen Schwächen, denn nicht in allen Fällen ist genau definiert, was die Kombination bestimmter Konstrukte bedeuten. Auch kann es passieren, dass man Sachen modelliert, die nicht ausführbar sind. Jan Mendling hat in seiner Promotion versucht die Semantik einwandfrei zu definieren und er hat diverse Metriken entwickelt, mit denen EPKs auf entsprechende Fehler überprüft werden können. Seine Arbeit hat er in seiner Promotion „Detection and Prediction of Errors in EPC Business Process Models“ dokumentiert und die Arbeit jetzt erfolgreich verteidigt.

Obwohl die Semantik der EPK nicht in allen Fällen genau definiert ist, so hat sich die Notation trotzdem in den letzten 10 bis 15 Jahren erfolgreich  verbreitet und kann heute als ein Industriestandard für die Modellierung von Geschäftsprozessen bezeichnet werden.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist es aber natürlich unbefriedigend, wenn die Semantik der EPK nicht genau definiert ist. Es gab in den letzten Jahren schon mehrere Versuche, dieses Problem zu beheben und in dieser Hinsicht ist Mendlings Arbeit sicher auch nicht revolutionär. Meine Vermutung ist viel mehr, dass seine Definition viel mehr ein Mittel zum Zweck ist. Der Zweck ist, dass er vorhandene EPK Modelle auf Modellierungsfehler überprüfen will. Damit dies geht, braucht er aber eine vollständige formale Beschreibung der Sprache.

Er hat aufbauend auf seiner Definition verschiedene Metriken entwickelt, die mögliche Fehler in EPKs aufdecken können. Zum Beispiel zeigt er, wie man Deadlock Situationen in einem Prozessmodell feststellen kann. Für die Berechnung der Metriken musste er verschiedene Algorithmen entwickeln und meiner Meinung nach sind diese Algorithmen neben den Metriken sein Hauptbeitrag.

Weiterhin hat er einen Prototypen entwickelt, der EPK Modelle entsprechend überprüfen kann. Der Prototyp steht als Plugin für ProM bereit. ProM ist eine Werkzeugfamilie aus dem wissenschaftlichen Bereich für Process Mining, Prozessanalyse und Konvertierungen. Ich hatte bereits vor etwa einem Jahr in diesem Blog über Prozessmining und ProM berichtet.

Um sein Vorgehen und seine Metriken zu überprüfen, hat Mendling die so genannten SAP Referenzmodelle analysiert. Diese Modelle umfassen eine Vielzahl von EPK Modellen, die in einer älteren Version des SAP Systems an Kunden mit ausgeliefert wurden und diesen die Anpassung von SAP Systemen erleichtern sollten. Die Analyse dieser Modelle zeigt, dass sie einige theoretische Fehler enthalten. Da diese Modelle allerdings veraltet sind und kaum noch genutzt werden, hatte diese Erkenntnis eine eher geringe praktische Bedeutung.

Die Promotion von Jan Mendling ist eine interessante Lektüre für alle, die sich für die EPK Notation interessieren. Die Zeit wird zeigen, ob seine Metriken eine praktische Relevanz haben.

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