Schreibmarathon und Erkenntnisse
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In den letzten Wochen hatte ich quasi keine Freizeit mehr, da ich unseren Beitrag zum Service Lehrgang geschrieben habe. Das war doch etwas aufwendiger und anstrengender als ich gedacht hatte…
Zusammen mit meinem Kollegen habe ich eine Lektion für den schriftlichen Fernlehrgang des Euroforum Verlags zum Thema SOA geschrieben. Der Lehrgang richtet sich an Leute, die sich umfassend über SOA informieren wollen, damit sie vielleicht selber eine bessere Basis für eine Entscheidung pro/kontra SOA treffen können. Der Lehrgang ist aus 11 Lektionen aufgebaut. Jede Lektion besteht aus einem Lehrtext von ca. 60 Seiten plus Übungsaufgaben. Der Text soll dabei möglich mit vielen Beispielen illustriert sein.
60 Seiten und 20 Abbildungen später ist unsere Lektion jetzt mehr oder weniger fertig. Es wird sicher noch die eine oder andere Überarbeitung geben, aber der Kern steht. Ich hatte eigentlich erwartet, dass die ganze Sache etwas leichter von der Hand geht. Aber am Anfang hab ich mich ziemlich schwer getan, gut in den Text zu kommen. Es gibt für einen Schreiber nichts schlimmeres als ein weißes Blatt, das gefüllt werden muss. Meine Betreuerin meiner Diplomarbeit hat mir für solche Fälle geraten, ein Gläschen Cognac neben das Blatt zu stellen. Wenn es wirkt, ist das Blatt am nächsten Morgen beschrieben, wenn nicht, dann war der Abend wenigstens schön…
Nun ja, wäre ich dieser Strategie diesmal gefolgt, wäre ich inzwischen ein Alkoholiker ;-) Bei Papern mache ich es meist so, dass ich den Inhalt stichpunktartig in das Dokument schreibe und dann versuche die Stichpunkte zu sinnvollen Abschnitten/Kapiteln zu ordnen. Das geht bei Papern ganz gut, aber die sind wesentlich kürzer. Diesmal wollten die Stichpunkte keinen Sinn ergeben und irgendwie konnte ich auch keinen roten Faden finden. Deshalb habe ich zum ersten mal in meinem Leben sinnvoll eine Mindmap eingesetzt. Klar habe ich schon früher sowas genutzt, aber diesmal war es wirklich mal eine Hilfe. Man trägt einfach alle Stichpunkte bzw. Stichwörter ein und schiebt die dann so lange in der Map umher, bis sich eine Kapitelstruktur abzeichnet. Für Mindmaps nutze ich übrigens das kostenlose Programm FreeMind, was meine Anforderungen voll erfüllt.
Dann kam der Prozess des Schreibens. Man muss Schreiben meiner Meinung nach durchziehen. Nur mal eine Stunde am Tag zu schreiben geht nicht. Ich hab mir ganze Tage reserviert und dann von früh bis spät vorm Rechner gehockt. Es war wie auf einem Langstreckenflug – ich hab schon Bedenken gehabt irgendwann eine Trombose zu bekommen. Wichtig beim Schreiben ist, dass man sich nicht ablenkt. Ich neige leider sehr dazu, indem ich aller 5 Minuten meine Emails abrufe, meinen RSS Reader auf neue Blogeinträge prüfe oder einfach sinnlos im Internet surfe. Ich hab das Problem einfach dadurch umgangen, dass ich mich ohne Internetanschluss auf meine Couch mit dem Laptop gesetzt habe. Das war zwar sehr schmerzlich (Entzugserscheinungen), aber so konnte ich im Schnitt 10 bis 15 Seiten pro Tag schreiben.
Ein weiteres Phänomen ist, dass ich den Text immer blöd finde, den ich gerade geschrieben habe. Ich bin immer der Meinung, ich müsste später nochmal ganze Textpassagen überarbeiten. Wenn ich dann aber später über den Text schaue, dann finde ich ihn gut. Ich nehme mal an, das ist irgendwie so ein psychologisches Ding und mein innerer Schweinehund sagt mir, den Text so zu belassen und mir die Überarbeitung zu sparen. Meist lese ich meine Blogeinträge nochmal Korrektur bevor ich sie veröffentliche, aber in den seltensten Fällen ändere ich nochmal grundlegend was.
Womit wir beim Thema Rechtschreibung und Grammatik wären, irgendwie. Zum Schreiben musste ich Microsoft Word nehmen, da der Verlag lediglich eine Word-Vorlage hat und man ein paar bestimmte Elemente wie zur Kennzeichnung von Beispielen und Merksätzen einsetzen muss. Ich bin kein großer Fan von Word für das Schreiben längerer Texte, weil meist irgendwas mit der Formatierung schief geht und man sich damit wieder wunderbar ablenken kann (siehe oben). Gute Word Vorlagen, wie in diesem Fall, geben aber eine genaue Formatierung vor und man kann dann nicht mehr so viel verkehrt machen. Überzeugt hat mich die Rechtschreibprüfung bei Word. Ich mache zwar relativ wenige echte rechtschreibfehler, aber es schleichen sich doch immer wieder Grammatikfehler ein. Hier bietet Word inzwischen erstaunlich gute Unterstützung, auch wenn Word wie ich an dem undankbaren Wort „Service“ verzweifelt. Nichtsdestotrotz bleibe ich dabei, dass man lieber ein professionelles Satzprogramm für das Schreiben von längeren Texten verwenden sollte. Mein bevorzugtes Werkzeug in dieser Kategorie ist Latex (bzw. Tex).
Weder Tex noch Word hilft aber bei der Vermeidung von Füllwörtern und der Bannung von Konjunktiv. Bleibt zu hoffen, dass ein einfühlsamer Lektor den Text von diesen meinen Lastern befreit!
Was hat mir die ganze Sache nun inhaltlich gebracht? Ich habe endlich mal meine Gedanken vollständig ordnen müssen und ich konnte auch mal ein Konzept entwickeln, wie man die ganze Sache didaktisch sauber vermittelt. Ich lebe nach der Devise, was man nicht beschreiben kann, hat man auch nicht verstanden (eine Abwandlung nach Wittgensteins „Worüber man nicht sprechen kann, darüber soll man schweigen“). Jetzt habe ich einiges beschrieben und es stellt sich somit langsam auch bei mir ein Verständnis ein. Es macht einen Unterschied, ob man immer nur mit Powerpoint-gerechten Anstrichen erläutern muss oder ob man es im Detail schriftlich niederschreibt.
So, jetzt fehlt mir eigentlich nur noch eine gute Zusammenfassung bzw. ein guter Abschluss für diesen Eintrag. Mmmh, die Lektion hat auch noch keine Zusammenfassung – Zufall?
PS: Nach so viel Arbeit folgt erst mal Urlaub. Ich bin also in den nächsten Tagen nicht erreichbar, bringe dafür aber wieder viele schöne Fotos mit!