Verdun
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Schon seit längerer Zeit habe ich keinen Beitrag über die Gegend um Saarbrücken geschrieben. Gestern war ich in Verdun, dem Ort der sinnlosen Schlacht zwischen Franzosen und Deutschen im 1. Weltkrieg. Dies ist ein Bericht von einem Ort, an dem ca. 300.000 Menschen innerhalb von 300 Tagen ihren Tod fanden.
Verdun ist eine kleine Stadt, gelegen an der Maas. Es gibt eine schöne Promenade mit Cafes und eine Kathedrale – wie sich das eben so gehört. Man fährt mit dem Auto ungefähr 2 Stunden von Saarbrücken bis Verdun.
Im Norden von Verdun fand eine der wohl schlimmsten Schlachten des 1. Weltkriegs statt. Sie dauerte fast das ganze Jahr 1916. Die Deutschen wollten mit der Schlacht Kräfte der Franzosen und ihrer Verbündeten binden, um an anderen Stellen schneller vorstoßen zu können. Diese Rechnung ging nicht auf, da auch die Deutschen erhebliche Verluste erlitten. Während der Schlacht kamen auf beiden Seiten jeweils ca. 150.000 Soldaten ums Leben, was die unvorstellbare Gesamtsumme von 300.000 Toten macht.
Das damalige Kampfgebiet ist eine leicht hügelige Landschaft, die heute wieder bewaldet ist. Während der Schlacht stand kein Baum mehr, da die gesamte Gegend ständig unter schwerstem Beschuss stand. Um jede Anhöhe und um jedes zerfallene Dorf wurde erbissen gekämpft und viele strategische Orte wechselten im Verlauf der Schlacht mehrmals die Seite.
Auch heute noch kann man die Spuren des Krieges sehen. Das Gelände besteht aus einer unzähligen Anzahl von kleinen Trichtern – Granattrichtern. Es gibt noch diverse Schützengräben und befestigte Anlagen. Obwohl es natürlich diverse Ausstellungen und Fotos aus der Zeit damals gibt, kann man sich und will man sich gar nicht vorstellen, was damals hier stattfand. Der Kampf wurde von beiden Seiten unerbittert geführt unter Einsatz von solch fraglichen Waffen wie Giftgas und Flammenwerfern.
Im Zentrum des wenige Kilometer großen Schlachtfelds wurde eine Gedenkstätte errichtet. Auf einer Anhöhe steht das so genannte Knochenhaus. Nach dem Ende des Krieges wurden alle menschlichen Knochen von den einzelnen Kampfzonen eingesammelt, egal ob französisch oder deutsch. Im Knochenhaus wurden die Überreste in über 40 Kammern gesammelt.
Direkt unterhalb des Knochenhaus ist ein riesiger Friedhof mit ca. 15.000 Gräbern. An fast jedem Grab steht der Name eines Gefallenen. Die Meisten waren keine 30 Jahre alt.
In der französischen Armee kämpften nicht nur Christen, sondern auch viele Moslems, zum Beispiel aus Marokko. Für diese werden andere Grabsteine aufgestellt.
Erst 1984 besuchte Helmut Kohl als erster deutscher Kanzler Verdun in einem Staatsbesuch. Es ist erschreckend zu sehen, dass es also fast 70 Jahre gedauert hat, bis dies möglich war.
Das Knochenhaus als zentrales Mahnmal wurde bereits kurz nach Ende des 1. Weltkriegs errichtet. Damit war die Hoffnung verbunden, dass es in der Geschichte der beiden Völker nicht wieder zu so einer Auseinandersetzung kommt. Dass die Menschen bereits innerhalb von nicht mal 20 Jahren bereits vergessen hatten, ist um so bestürzender.
Man kann Verdun schlecht in Worte fassen. Man kann es sich nicht vorstellen, was in den einfachen Soldaten vorgegangen sein muss, wenn sie wieder in die Stellungen geschickt wurden oder zum Sturmangriff geblasen wurde. Bleibt nur zu hoffen, dass wir nun endgültig gelernt haben, aber auch das ist zweifelhaft, wie die täglichen Nachrichten zeigen.
Es waren 700.000 tote in Verdun nicht 300.000. Ich fände Bilder von den endlosen hügeln durch geschütze und artillerie noch sehr eindrucksvoll. Ansonsten top.
Hi yannic,
so genau weiß das keiner, wieviel Tote es nun wirklich waren. Die 300.000 war dort vor Ort im Museum angegeben, deshalb zitier ich diese Zahl. Letztendlich macht es aber kaum einen Unterschied, denn so oder so sind es einfach unfassbar viele Tote.
300.000 Tote kommt hin, etwa 700.000 waren die Gesamtverluste (Tote, Verwundete und Vermisste)