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Wenig Praxisorientierung

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Kategorie Promotion | 1 Kommentar »

Die Beträge bei der ECOWS Konferenz und dem WEWST Workshop haben einen starken Fokus auf Problemstellungen während der Ausführung von Web Service Kompositionen und Orchestrierungen. Die beiden Keynote Sprecher Uwe Aßmann von der TU Dresden und Olaf Zimmermann von IBM Research Zürich betonen aber, dass die größten Probleme in der Praxis nicht während der Ausführung zu suchen sind, sondern dass die Industrie momentan noch mit vielen Problemen während des Designs kämpft. Dies ist eine Einschätzung, die ich teile!

Wirft man einen Blick auf das ECOWS Programm von diesem Jahr, so stellt man fest, dass sich die Mehrzahl der eingereichten und angenommenen Artikel mit Fragen zur Ausführung von Web Services beschäftigt. Typische Fragestellungen sind, wie man Web Services dynamisch während der Laufzeit auswählen und miteinander kombinieren kann. Da spielen dann sowohl Performanceaspekte als auch die Beschreibungen von Funktionalitäten eine Rolle. Es scheint unendlich viele Probleme zu geben, allein sind dies nicht unbedingt die Probleme, die momentan aus industrieller Sicht am meisten drücken.

Dies betonten sowohl Prof. Uwe Aßmann von der TU Dresden als auch Olaf Zimmermann von IBM Research. Gerade zweiterer stellte fest, dass die Ausführung einer Web Service Orchestrierung nur einen kleinen Teil eines SOA Projektes ausmachen. Er selbst arbeitet an Vorgehensmodellen und Best Practices für solche SOA Projekte.

Meine Erfahrung zeigt ebenfalls, dass es bei den meisten Firmen an einem ganz wesentlichen Bestandteil einer SOA mangelt – Web Services. Momentan hat die Mehrzahl der Firmen noch gar keine Web Services, sondern man will erst mal solche Web Services identifizieren bzw. erstellen. Und allein in diesem Bereich fehlt es momentan noch an wirklich fundiertem Wissen. So wird immer wieder gern gefragt, wie man Services schneiden soll, also welchen Umfang ein Web Service haben soll und wie er abgegrenzt werden kann. Auch ist völlig ungeklärt, wie man effektiv einen Web Service entwickeln kann ohne sich frühzeitig auf eine bestimmte Technologie festzulegen. In diesem Zusammenhang war die Keynote von Thomas Döhler von TomTom WORK aus Leipzig ein angenehmer Reality Check für die anwesenden Forscher. Er erläuterte in einem Praxisbeitrag, wie sich die Architektur der TomTom WORK Software über die Jahre hin zu einer SOA Architektur geändert hatte und welche Probleme man überwinden musste. TomTom stellt Navigationsgeräte bereit und TomTom Work bietet auf den Geräten aufbauende Dienste für Logistikunternehmen an. So kann man mit den Diensten seine Flotte überwachen und den Einsatz jedes Fahrzeugs genau planen. Auch geben alle Fahrzeuge ständig Informationen über die aktuelle Verkehrssituation an die Zentrale, was ein besseres Routing ermöglicht. Die Geräte in den Fahrzeugen bauen dazu aller paar Sekunden einen Verbindung zur Zentrale auf und übermitteln die entsprechenden Daten. Auf der anderen Seite gibt es ein Portal, über das man die Informationen zu den eigenen Fahrzeugen abfragen kann. Damit andere Anbieter weitere Anwendungen auf Basis der gesammelten Daten anbieten können, existiert auch eine Schnittstelle zur Abfrage. Am Anfang wurden die Daten als kommagetrennte Liste (CSV) übermittelt. Die gewünschten Daten wurden über eine spezielle URL mit vielen Parametern konfiguriert. Dies hat sich aber mit der Zeit als unflexibel herausgestellt und es gibt inzwischen auch eine Web Service (WSDL) Schnittstelle. Diese Schnittstelle wurde aber erst in diesem Sommer eingeführt und es liegen noch keine umfassenden Erfahrungen vor. Intern hat TomTom WORK im Prinzip einen komplett eigenen SOA Stack entwickelt, weil dies die einzige performante Lösung war. Man prüft aber natürlich, ob man nicht zumindest Teile davon durch Standardsoftware wie einen ESB ablösen kann. Der Vortrag hat sehr schön gezeigt, wie solch eine umfassende Anwendung über die Zeit wächst und dass ein ständiges Umbauen notwendig ist, um neuen Kundenanforderungen gerecht zu werden. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft mehr Wissenschaftler sich auch mit den Problemen während des Service Designs und der Entwicklung von serviceorientierter Software beschäftigen, denn dies ist genau das, womit die Industrie momentan kämpft.

Ein Kommentar to “Wenig Praxisorientierung”

  1. […] Im November war ich auf der European Conference on Web Services (ECOWS) in Halle und habe dort im Rahmen des Workshops on Emerging Web Services Technology (WEWST) mein Paper über die Servicesuche in ARIS präsentiert. Heute will ich mal noch kurz zusammenfassen, was ich da erzählt habe. Das eigentliche Paper findet man im Bereich Publikationen auf dieser Seite… […]

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