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Bitte glaubt uns endlich!

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Seit Jahren warnen viele Computerexperten vor dem Einsatz von Wahlcomputern. Allein, es glaubt uns niemand. Dabei zeigen Berichte von der heutigen Landtagswahl in Hessen ganz deutlich (und hier), dass der Einsatz von Wahlcomputern sehr fraglich ist. Deshalb, bitte glaubt uns endlich! Wir entwickeln jeden Tag selber Software und Computersysteme und wissen einfach zu genau, wieviel Mist man da gewollt und ungewollt mit machen kann. Mehr als warnen können wir euch nicht!

7 Kommentare to “Bitte glaubt uns endlich!”

  1. „Democracy is two wolves and a lamb voting on what to have for lunch.“

    Zu pessimistisch? Eine Gemeinschaft, in der die Mitbestimmung über der Selbstbestimmung gestellt wird, in der die Masse Applaus klatscht, wenn die Freiheiten der Menschen immer mehr eingeschränkt und das Kollektiv sich immer stärker in das Leben des Einzelnen einmischt, hat den Weg in die Knechtschaft schon so gut wie hinter sich gebracht – ob mit oder ohne Wahlcomputer.

  2. Christian sagt:

    Tja…man kann wohl nur darauf hinweisen und die Probleme erläutern. Habe ich in meinem Blog auch getan – aber ob sich dadurch was ändert…

    Ich vermute, dass es weniger am Glauben sondern mehr am politischen Willen liegt – die Sache mit den Wahlcomputern ist aus irgendeinem Grund beschlossen und soll einfach nicht mehr geändert werden – und wenn der CCC noch hundertmal demonstriert, wie man die Dinger zum Schachspielen bringen kann…

    In Hessen haben sich wirklich ein paar unschöne Szenen ereignet – wenn das auf Bundesebene Schule macht, sehe ich wirklich schwarz für die nächste Richtungswahl. Und dabei muss nicht mal einer manipulieren – es reichen ja vermutlich schon die unabsichtlichen Fehler aus, um das Ergebnis fragwürdig erscheinen zu lassen…

  3. Sebastian sagt:

    Wenn man mit Nicht-Informatikern über das Thema diskutiert hört man häufig, dass das alles nicht so schlimm wäre, man habe ja selber nichts verbrochen, es würde schon niemand die Wahlcomputer manipulieren, etc. Meiner Ansicht herrscht da auch eine ganz schön große Naivität.

  4. Überrascht Dich das? Letztlich machst Du das gleiche wie ich: Ich versuche zu zeigen, dass politische Entscheidungen aus ökonomischer Sicht gefährlich sind, Du, dass bestimmte politische Entscheidung aus technischer Sicht gefährlich sind.

    Und? Nutzlos ist beides. Und neben uns gibt es noch viele, die jeweils auf ökologische, ethische, nationale, soziale, religiöse und noch viele weitere Sachverhalte hinweisen.
    Und jeder hält sein Thema für das wichtigste und jeder glaubt als einziger im Besitz der Wahrheit zu sein (bezogen auf sein Fachgebiet).

    Habe ich ein Theorie und mögliche Lösung dazu? Natürlich, aber die fügt sich mit den selben Problemen in die obige Darstellung mit ein.

    „Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet,
    von den Tatsachen, die ihnen missfallen,
    wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern.
    Der, der sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr.
    Der, der sie aufzuklären versucht, stets ihr Opfer.“
    Gustav Le Bon 1895

  5. Sebastian sagt:

    Das Zitat von Le Bon zeigt natürlich eine sehr pessimistische Sicht, nämlich die Masse ist dumm und uninteressiert. Die aktuellen Landtagswahlen in Hessen zeigen aber, dass die Masse nicht dumm ist und eben nicht einem (Rechts-)Populisten wie Herrn Koch einfach folgt. Das führt letztendlich wieder zu Theorie X und Y, also schätze ich meine Mitmenschen prinzipiell positiv oder negativ ein. Je nachdem welche Haltung ich einnehme, dementsprechend werden auch meine Schlussfolgerungen und Handlungen sein.

    Ich schlage den Leuten ja kein neues Weltsystem vor. Ich sage eben nicht, sie sollen sich dem Liberalismus oder sonstwas zuwenden, sondern ich verlange lediglich, dass sie das von der Gesellschaft ausgewählte System (also hier die Demokratie) auch wirklich leben und es nicht nur zu einer leeren Worthülse verkommen lassen.

  6. Es geht gar nicht darum, ob die Masse dumm ist. Eine intelligente Masse ist um nichts besser, ja wahrscheinlich noch schlimmer.

    Der Pessimismus der mich ergreift ist die Macht der Masse.

    Und es geht auch nicht darum Menschen zu etwas zu zwingen. Im Gegenteil: Der Liberalismus – wenn ich auch versuche diesen Begriff zu vermeiden – hat ja eben das Ziel den willkürlichen Zwang auf Menschen zu vermindern.

    Die moralische Frage, die ich mir stelle, lautet: „Darf ein Mensch einen anderen Menschen körperliche Gewalt antun?“ Oder als Soll-Aussage etwas anders (genauer?) formuliert: „Kein Mensch darf einen anderen Menschen
    körperlich angreifen/zwingen.“

    Das ist der moralische Ausgangspunkt von dem ich ausgehe, den ich persönlich anwende, um sowohl Theorien, als auch gegebene empirische Zustände zu bewerten. Es geht mir nicht darum irgendwelche
    paradiesischen Zustände zu fordern wie „Jeder Mensch hat das Recht auf 6 Monate bezahlten Urlaub im Jahr“, oder „Jeder Mensch hat das Recht alles zu tun was er will.“

    Mir geht es einzig nur um die – meiner Meinung nach – moralische Basis jeder zivilisierten Gesellschaft, nämlich das Recht jedes Menschen nicht Opfer der Gewalt anderer Menschen zu werden. Wenn dies nicht gegeben ist, brauche ich mich nicht um Wahlmodalitäten zu echauffieren.

    Das Problem – um es einmal konkret zu benennen – ist das blinde Vertrauen, oder besser, die Vergötterung der Demokratie.

    Demokratie ist nichts anderes als ein Regierungssystem oder genauer ein Herrschaftssystem. Die Tyrannei der Mehrheit ist in keinster Weise
    weniger grausam und brutal als die Diktatur eines einzelnen oder die
    Herrschaft einer Gruppe. Der verfolgten Minderheit wird es gleich sein, ob das entsprechende Gesetz, welches sie um ihr Leben und Eigentum fürchten lässt, von einem Diktator oder der Masse erlassen wurde.

    Es bedarf weiterer Prinzipien, um einer totalitären Herrschaft zu
    entgehen. Das eine ist die Dezentralisierung von Macht, das andere das Rechtsstaatsprinzip, oder wie es im Englischen heißt: „the rule of law“.

    Als Dezentralisierung von Macht wird uns ja heute die sogenannte Gewaltenteilung verkauft. Im eigentlichen Sinne ist darunter Föderalismus bzw. mit inzwischen negativen Klang, Kleinstaaterei gemeint. Viele kleine Staaten verringern die Kosten des Wechsels des Herrschaftsgebiets und setzen damit der Machtausdehnung der Herrscher (ob nun König, Diktator oder Volk) Grenzen.

    „The rule of law“ repräsentiert die Idee, dass für jeden Menschen (im Herrschaftsgebiet) das gleiches Recht gilt. D.h. Mord ist Mord, ungeachtet dessen welche Person oder Institution diese Tat ausführte und Diebstahl ist und bleibt Diebstahl, egal welches Amt eine Person ausübt oder von wem auch immer sie ihre Legitimität ableitet.

    Diese beiden Prinzipien sind doch heute so gut wie nicht mehr existent bzw. im Verschwinden begriffen. Bekannt sind sie ohnehin den wenigsten, da man einzig und allein nur noch auf die Demokratie fixiert ist.

    Das Volk – die Mehrheit – soll alles kontrollieren, alle überwachen, alles bestimmen, darf jede Gewalt anwenden, jeden Zwang ausüben, sich kurz über den einzelnen Menschen stellen.

    Als Gründe dafür werden dann das Gemeinwohl, die Menschheit oder – mein Liebling – die Soziale Gerechtigkeit angeführt.

    „sondern ich verlange lediglich, dass sie das von der Gesellschaft ausgewählte System (also hier die Demokratie) auch wirklich leben“

    Ich weiß das Du das nicht so meinst, aber um zu zeigen was ich meine, wohin das führt: Die, die das nicht leben wollen, werden die dann von den anderen Menschen dazu gezwungen?

    Ok, genug fabuliert. Jetzt gehts zum Bowling.

  7. Sebastian sagt:

    Also meine Antwort bezog sich auf das Zitat. Ich glaube du überinterpretierst das Zitat etwas. Wie dem auch sei, folgende Aussage von meiner Seite:

    1. Ich bin Pragmatiker und interessiere mich für Lösung für das hier und heute.
    2. Absolute Freiheit ist eine Utopie.
    3. Als Pragmatiker beschäftige ich mich nicht mit Utopien, weil die keinen Nutzen für das hier und heute haben.
    4. Ich akzeptiere das System, so wie es heute ist, verlange aber es auch sauber anzuwenden („Walk the talk!“).

    Wenn wir also in Deutschland behaupten eine Demokratie zu haben, dann verlange ich von der Masse, sich auch entsprechend zu verhalten. Ob die Demokratie an sich nun eine Diktatur der Masse ist, spielt dabei für mich keine Rolle. Das ist nicht meine Frage.

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