Ein paar Anmerkungen zum ARIS-Intalio Tutorial von Prof. Allweyer
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Prof. Allweyer hat sich enorm viel Arbeit gemacht und ein 70 Seiten starkes Tutorial erstellt, dass die Implementierung eines mit ARIS modellierten Geschäftsprozess auf der Intalio Plattform beschreibt. Wer ein echtes Gefühl für die Komplexität der SOA Automatisierungsmaterie bekommen will, der sollte sich dieses Tutorial unbedingt anschauen, denn die Ausführungen sind sicher realistischer und ehrlicher, als was in manch anderem Buch dazu steht. Ich will an dieser Stelle noch Feedback zu dem Tutorial geben…
Zunächst einmal Hut ab für dieses sehr ausführliche Tutorial. Das hat mit Sicherheit enorm viel Zeit und Nerven gekostet!!!
Ich finde das im Tutorial gewählte Vorgehen sehr realistisch und praxisnah. Die fachliche Modellierung fand in ARIS statt und die Entwicklung bzw. Implementierung des Prozess in Intalio. Es wurde nicht versucht die fachliche Modellierung auch mit im Workflow Modell zu machen. Das ist gut so, denn leider sieht man in vielen Tutorials genau das Gegenteil und es wird oftmals der Eindruck erweckt, man könne mit einem Workflow Modell plötzlich die gesamte BPM Thematik abdecken.
Nachteilig an dem im Tutorial gewählten Vorgehen ist natürlich, dass kein direkter Bezug zwischen Geschäftsprozessmodell und Workflowmodell mehr existiert. Da keine Integration zwischen beiden Tools (ARIS und Intalio) existiert, gibt es natürlich auch keine Synchronisation zwischen diesen. Hier können natürlich integrierte Produkte punkten, etwa die Oracla BPA Suite, die sowohl ARIS als auch Oracle SOA Komponenten enthält. Wird in der Oracle BPA Suite das Geschäftsprozessmodell in ARIS geändert, können die Änderungen in das Workflowmodell propagiert werden und man sieht die Änderungen dann im JDeveloper.
Ich teile die Einschätzung, dass nicht die Erstellung des Kontrollflusses das größte Problem ist, sondern sehr viel Zeit auf das Datenmapping verwendet werden muss. Meines Wissens gibt es hier noch keine automatisierte Unterstützung, die auf der Ebene von Geschäftsobjekten ansetzt und diese korrekt in technische Datendarstellungen wie XML Schema transformiert.
Interessant wäre noch zu wissen, ob es einen Vorteil gegeben hätte, wenn man mittels des ARIS SOA Architect das Grundgerüst des Workflow Prozesses in BPEL erzeugt hätte, anstatt diesen komplett neu in Intalio zu modellieren. Es kann aber ganz gut sein, dass man am Ende mehr Aufwand für den Import des Prozesses in Intalio gehabt hätte, anstatt ihn schnell neu zu modellieren. Diese Vermutung liegt nahe, da Prof. Allweyer in seinem Fazit auch schreibt, dass die Erstellung des eigentlichen Kontrollflusses nur einen sehr geringen Anteil der Arbeitszeit ausmacht.
Interessant ist, dass das Tutorial schon bei der Modellierung des Geschäftsprozess die Beschränkungen bzw. Besonderheiten des Workflowsystems beachtet. So werden zum Beispiel keine ODER Verknüpfungen im EPK Geschäftsprozess genutzt und es gibt genau ein Start- und ein Endereignis. Interessant wäre zu wissen, ob dies von Prof. Allweyer als eine Einschränkung gesehen wird oder ob es vielleicht sogar zu einem semantisch eindeutigerem Geschäftsprozessmodell geführt hat.
Ich würde mich auf alle Fälle freuen, wenn der eine oder andere das Tutorial mal durchprobiert und Prof. Allweyer ebenfalls Feedback gibt!
Vielen Dank für die Blumen ;-)
Klar, der Zusammenhang zwischen Prozessmodell in ARIS und Intalio ist natürlich nicht mehr vorhanden. Bei einem BPMS mit einer ARIS-Schnittstelle könnte man bereits auf ARIS-Seite ein Workflow-nahes Modell aufbauen, dessen Änderungen dann in das BPMS propagiert werden.
Allerdings habe ich dann zwei Modelle in ARIS: Ein fachlich ausgerichtetes (z. B. eine EPK) und ein Workflow-nahes (z. B. in BPMN). Zumindest im Fall von Intalio unterscheidet sich letzteres doch so stark von dem fachlichen Modell, dass man es nicht einfach auf Knopfdruck umsetzen kann (vielleicht kann man da irgendwann etwas generieren, vgl. http://kurze-prozesse.de/?p=17). Aber zumindest könnte man über ARIS herausfinden, welche Stellen des Workflow-nahen Modells man ändern muss, wenn das fachliche Modell geändert wird.
Ein Workflow-nahes Modell zunächst in ARIS aufzubauen hat andererseits den Nachteil, dass BPMS-spezifische Anforderungen an die Modellierung nicht direkt beim Modellieren überprüft werden können. Außerdem wird der Testzyklus aufwändiger, da man das Modell immer erst in das BPMS exportieren muss. Außerdem wird man in der Regel in der BPMS-Modellierungsumgebung noch technische, toolspezifische Ergänzungen am Modell vornehmen müssen. Hier stellt sich die Frage, ob das BPMS in der Lage ist, diese Ergänzungen bei einem erneuten Import des Modells aus ARIS zu erhalten, oder ob diese neu erfasst werden müssen.
Ein BPEL-Import nach Intalio wäre meines Erachtens problematisch, da Intalio sehr stark von dem BPMN-Modell ausgeht und daraus die BPEL-Repräsentation erzeugt. Bei einem reinen BPEL-Import wäre es wahrscheinlich schwierig, das Workflow-Modell noch zu bearbeiten.
Und wie gesagt: Der Aufwand für die reine Ablaufmodellierung war im Verhältnis nicht so groß.
Die EPK wurde in der Tat bereits mit dem Ziel der Umsetzung in einen Workflow erstellt. Im praktischen Einsatz wäre es sinnvoll, für die fachliche Modellierung geeignete Modellierungskonventionen aufzustellen und einzuhalten.
Das ist natürlich eine interessante Frage, ob man am Ende wirklich 2 Modelle hat (fachliches und Workflow Modell). Man könnte auch meinen, dass man auf unterster Prozessebene so oder so immer Workflowmodelle hat, egal welche Notation man nutzt. Hat man hingegen wirklich 2 Modelle, dann wird es fast unmöglich die automatisch zu synchronisieren.
Über dieses Problem grübel ich nun schon seit 2 Jahren und komme immer wieder zu dem Schluss: 1 Modell ist besser, 2 Modelle sind die Realität ;-)