Gedanken zu (kreativen) Denktechniken
Tags: Promotion, qualitative
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Ab und zu stolpert man über Situationen, in denen neue Gedanken her müssen, etwa weil man eine clevere Geschenkidee für einen guten Freund braucht oder weil im Leben des Promoventen die Einleitung für das aktuelle Paper nicht gelingen will. In solchen Fällen verspricht der Einsatz von Kreativtechniken, die den eigenen Ideengenerator in Schwung bringen, Hilfe für den leidenden Promoventen. Früher war ich recht skeptisch gegenüber solchen Techniken, doch inzwischen sehe ich das etwas anders und hab auch schon die eine oder andere Kreativtechnik erfolgreich ausprobiert…
Ich habe begonnen mich intensiver mit Kreativtechniken zu beschäftigen, als ich vor einem scheinbar unlösbarem Problem stand: Es wurde ein Geschenk für eine Person benötigt, die eigentlich schon alles hat. Da es aber ein Jubiläum war, musste ein gutes Geschenk her. Früher habe ich solche Situationen immer dadurch gelöst, dass ich im Netz nach Geschenkideen gesucht habe und mir unter den tausenden Angeboten was Passendes ausgesucht habe. Der Nachteil ist aber, dass solch ein Geschenk immer sehr unpersönlich ist, da es ja nicht auf die Person eingeht. Diesmal wollte ich nicht diesen einfachen Weg gehen. Bei meiner Suche stieß ich auf einen Beitrag im UPLOAD Magazin. Dort wurde gerade die Clustering Technik für kreatives Schreiben vorgestellt. Da hab ich mir kurzerhand gedacht, was für Schreiben funktioniert, müsste auch für Geschenke gehen und fing an. Zunächst habe ich die Person in die Mitte eines leeren Blattes geschrieben und einen Kreis drumherum gezogen. Jetzt überlegte ich intensiv, was ein mögliches Geschenk wäre, kam aber nur auf Negativ-Geschenke, also Geschenke, die nun überhaupt nicht zu dieser Person passen bzw. diese eher ärgern würden. Ich schrieb diese Sachen trotzdem in Kreisen auf das Blatt und verband die Kreise als eine Art Assoziationskette. An dieser Stelle passierte dann etwas, mit dem ich eigentlich nicht gerechnet hatte. Von diesen eher unbrauchbaren Gedanken entwickelten sich dann ein paar wirklich clevere kaum umsetzbare Ideen für ein Geschenk. Ich schrieb diese ebenfalls auf und kam von dort zu etwas realistischeren Ideen. Nach etwa 10 Minuten war die Luft raus und das Blatt gefüllt mir Ideen in Kreisen und vielen Verbindungen zwischen den Kreisen. Und tatsächlich waren mehrere brauchbare Ideen dabei, die ich dann auch wirklich als Geschenk umsetzen konnte.
Ich hatte ein ähnliches Erlebnis vor ein paar Tagen, als wir in kleinem Kreis auf Arbeit eine neue Aktion diskutierten. Ein Kollege teilte plötzlich seinen Notizblock mit einem senkrechten Strich in zwei Seiten und schrieb auf die eine Seite Chancen und auf die andere Seite Risiken zu der Aktion. Dies mag total banal klingen, aber ich war wirklich erstaunt wie selbstverständlich dies der Kollege tat. Er hatte sich nicht gesagt, er müsse dies jetzt tun, weil es so in einem Lehrbuch steht, sondern weil es für ihn ein sinnvolles Werkzeug war. Ich persönlich nutze immer Mindmaps, wenn ich Ordnung in meine Gedanken bringen will, etwa um den Inhalt für ein Paper zu sortieren oder um mir einen Überblick über meine momentanen Aufgaben (auf Arbeit und Promotion) zu verschaffen.
Ein weiteres wichtiges Instrument, gerade beim Schreiben von Papern, ist für mich mit anderen Leuten über das Paper zu reden. Dabei ist es nicht wichtig, ob die Person im Fach steckt oder eher weniger mit dem Fachgebiet vertraut ist. Gerade wenn eine Person nicht in der Wirtschaftsinformatik unterwegs ist und es mir trotzdem gelingt der Person meine Idee zu verdeutlichen, dann kann ich mir zumindest sicher sein, dass ich es selbst verstanden habe. Das geht auf die Erkenntnis zurück „Was man nicht erklären kann, hat man auch nicht verstanden“, die aber nicht von mir stammt. Gerade machen wir eine Fallstudie, in der wir einen Forschungsprototypen an verschiedenste Leute geben und diese hinterher zu ihren Erfahrungen mit dem Prototypen interviewen. Schon nach 7 Interviews sind die Ergebnisse so anregend und vielversprechend, dass ich mich eigentlich frage, warum man überhaupt noch theoretische Forschung macht :-)
Es stellt sich eher die Frage, warum im Bereich der Medizin Doktorhüte verschenkt werden. An Promotionen stelle ich einen gewissen Anspruch, der unabhängig vom Studium ist. Bei medizinischen Promotionen handelt es sich in der Regel um Diplomarbeiten, was sich auch an den Ausschreibungen an den Instituten manifestiert: „Dissertation für Mediziner / Diplomarbeit für Biologen“. Vielleicht vergessen viele Medizinier, wenn sie auf „Herr Doktor“ pochen, dass sie in ihrer Promotion dies getan haben, was Studierende anderer Fachrichtungen zum erfolgreichen Abschluß ihrers Studiums benötigen, nur das letztere dafür keinen Doktorgrad erhalten, sondern hierfür noch ein paar Jahre und nicht ein Semester investieren müssen.
Hallo Andreas,
ich bin mir nicht sicher, ob das Kommentar wirklich für diesen Beitrag gedacht war. Sei es drum…
Man sollte wie bei allen Dingen nicht pauschalieren. Schau dir zum Beispiel mal folgende medizinische Doktorarbeit an. Sowas kannst du definitiv nicht in 6 Monaten oder einem Jahr machen. Konkret hat diese Doktorarbeit über 3 Jahre gedauert und zu einer Veröffentlichung in einem der angesehensten Journals geführt.
https://sebstein.hpfsc.de/2008/04/18/makrophagen-vermittelte-vegf-c-expression-bei-lymphkapillarhyperplasie-nach-strahlentherapie/