Sent from Hauptstadt!

ein Blog für den geneigten Leser

Tag 2 + 3: Business Information Systems (BIS) Konferenz

Tags: , , ,

Kategorie Promotion | Keine Kommentare »

Vor zwei Tagen habe ich bereits vom ersten Tag der Business Information Systems (BIS) Konferenz in Innsbruck berichtet. Heute folgt die Zusammenfassung von Tag 2 und 3.

Innsbruck

Auch Tag 2 und 3 der Business Information Systems Konferenz wurde jeweils mit einer Keynote eröffnet. Zu Beginn von Tag 2 gab Prof. Leymann von der Universität Stuttgart einen Überblick über die Entwicklung von Cloud Computing. Ich hatte diese Keynote bereits in ähnlicher Form letztes Jahr auf dem Stuttgarter Softwaretechnik Forum gesehen. Trotzdem fand ich auch diesmal wieder Keynote erfrischend und sie war meiner Meinung nach die beste Keynote, da sie visionär aufzeigte, was vielleicht in einigen Jahren möglich ist.

Der letzte Tag wurde von John Davies von British Telecom (BT) eingeleitet. Er fasste hauptsächlich den aktuellen Stand zu Semantic Web Forschung zusammen und zeigte auf, was man in den letzten 10 Jahren alles gelernt hatte. Weiterhin präsentierte er, wie British Telecom bereits heute semantische Technologien nutzt und wie man diese zukünftig einsetzen will.

Der zweite Tag war stark von Arbeiten aus dem Forschungsprojekt SUPER geprägt. So zeigte Ivan Markovic von SAP Research in seinem Vortrag „Advanced Querying and Reasoning on Business Process Models“ wie man semantisch beschriebene Prozessmodelle analysieren kann. Er hat dazu das SAP Tool Maestro um einen Benutzerdialog zur Definition von semantischen Abfragen erweitert. Die Erweiterungen machten schon einen guten Eindruck, auch wenn ich persönlich glaube es muss noch wesentlich einfacher werden, damit man das echten Fachmodellierern zumuten kann.

Ivan präsentierte weiterhin für seine Kollegen das Paper „Weak Dependencies in Business Process Models“. Das Paper untersucht, wie man ausführbare Prozessmodelle flexibler gestalten kann, um während der Ausführung noch Änderungen am Prozessmodell zuzulassen. Die Autoren haben dazu einen Prototypen entwickelt, der das Einfügen oder Entfernen weiterer Aktivitäten während der Ausführung erlaubt. So ganz überzeugend fand ich die ganze Sache nicht, da ich irgendwie das Gefühl hatte, dass das schon mit heutigen Workflow Management Technologien machbar sein müsste. Kann aber auch sein, dass ich mir hier irre.

Zusammen mit meinen Mitstreitern von der IDS Scheer habe ich das Paper „Prototypical Implementation of a Pragmatic Approach to Semantic Web Service Discovery during Process Execution“ präsentiert. Wir haben gezeigt, wie man auf einem unveränderten Oracle BPEL Process Server trotzdem semantische Web Services zur Laufzeit suchen und binden kann. Wie das genau funktioniert, werde ich aber, so zumindest mein kühnes Vorhaben, ausführlich in diesem Blog in einem späteren Beitrag erläutern.

Neben den vollen Beiträgen, gab es in der SUPER Session auch einige so genannte PhD Paper. Dies sind Paper, denen lediglich eine Redezeit von 15 Minuten (im Gegensatz zu sonst 30 Minuten) zugestanden wird und die dem frischen Forscher die Möglichkeit geben sollen, Konferenzluft zu schnuppern. Diese Möglichkeit nutzten Emilia Cimpian, Adina Sirbu, James Scicluna und Piotr Stolarski, auch wenn sie alle nicht unbedingt wirkliche Frischlinge sind. Emilia präsentierte ihre Arbeiten zu Prozessmediation während der Modellierung und James und Adina präsentierten ausgetüfftelte Algorithmen für Reasoning und Service Composition. Piotr präsentierte eine Ontologie für typische Elemente in Organisationsmodellen, aber meiner Ansicht nach vermischte er etwas abstrakte Typen wie Rollen und externe Stellen mit schon konkreteren Konzepten wie Administrator.

Branimir Wetzstein präsentierte seine Arbeit „Towards Measuring Key Performance Indicators of Semantic Business Processes“. Sein Paper war mehr als Überblick zu verstehen, welche verschiedenen Elemente notwendig sind, um auch KPIs bei semantischen ausführbaren Prozessen erheben zu können. Dank der semantischen Beschreibungen sollte es wahrscheinlich einfacher für Fachmodellierer sein, solche KPIs zu definieren. Ich denk, er hat sich das für die kommenden Monate (Jahre?) ein interessantes Forschungsgebiet ausgesucht.

Anschließend folgte der sehr interessante Vortrag „Structural Detection of Deadlocks in Business Process Models“ von Ahmed Awad vom Hasso Plattner Institut in Potsdam. Ziel seiner Arbeit ist es, typische Modellierungsfehler in BPMN Modellen erkennen zu können. Dazu hat er in einer früheren Arbeit eine Abfragesprache für BPMN entworfen, die im Prinzip wie reguläre Ausdrücke bloß für BPMN funktioniert. Die regulären Ausdrücke werden grafisch mit BPMN Elementen sowie einigen kleinen Erweiterungen spezifiziert. Um die Mächtigkeit seiner Abfragesprache zu demonstrieren, hat er typische Modellierungsfehler (nur die Struktur betreffend) als Pattern abgebildet und kann so BPMN Modelle auf diese Fehler prüfen. Auch wenn man seine vorherigen Publikationen liest wird man nicht ganz schlau daraus, wie das eigentliche Matching funktioniert. Er transformiert auf alle Fälle nicht die BPMN Diagramme in einen Zustandsautomaten, wie ich zunächst angenommen hatte. Seine Arbeit wird er auf Compliance Checking ausdehnen und ein entsprechendes Paper von ihm wurde bereits bei der Business Process Management Konferenz angenommen.

Jessica Kochbeck und Peter Schuler haben in ihrer Arbeit „Employee Competencies for Business Process Management“ analysiert, welche Kompetenzen ein Mitarbeiter haben muss, um erfolgreich im Geschäftsprozessmanagement arbeiten zu können. Sie haben dazu Stellenanzeigen analysiert und verschiedene Kompetenzprofile erarbeitet. Ich denke, dies ist eine ganz nützliche Arbeit für Personalabteilungen, um sich über die Kompetenzen von Mitarbeitern in diesem Bereich klar zu werden. Auch Hochschulen können die Arbeit nutzen, um zielgerichtet Studenten auf diesen Einsatzbereich vorzubereiten.

Abschließend sei noch kurz die Präsentation von Mark Strembeck des Artikels „Specifying Separation of Duty Constraints in BPEL4People Processes“ hingewiesen. Er hat mit seinen Mitstreitern analysiert, wie man das 4-Augen-Prinzip in BPEL4People umsetzen kann. Technisch kann man wenig an ihrer Arbeit ausetzen, aber es ist doch fraglich, ob eine Spezifikation des 4-Augen-Prinzip auf BPEL4People Ebene wirklich sinnvoll ist. Das hab ich dann auch Mark in der Diskussionsrunde gefragt und er war natürlich erst mal nicht mit meinem Einwand einverstanden. Er hat natürlich Recht, dass man eine technische Möglichkeit braucht, um solch ein 4-Augen-Prinzip während der Ausführung zu gewährleisten. Das bedeutet aus meiner Sicht aber noch lange nicht, dass man es auch auf dieser Ebene spezifizieren muss, denn niemand käme schließlich auf die Idee einen Geschäftsprozess direkt in BPEL zu modellieren. Warum also solch eine fachliche Anforderung wie das 4-Augen-Prinzip?

Schreiben sie ein Kommentar