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Abstract zur Diskussion gestellt – ein OpenScience Experiment

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Kategorie Promotion | 10 Kommentare »

Langsam wird es ernst, ich bin jetzt tatsächlich am Schreiben. Am schwierigsten ist natürlich eine sinnvolle Struktur hinzubekommen. Das sollte mir möglichst am Anfang gelingen, damit ich den ganzen Brei nicht noch mehrmals umschreiben muss. Ein wichtiger Schritt ist es, die Diss als kurze Zusammenfassung – also einen Abstract – zu formulieren. Das hab ich jetzt mal versucht und stelle meinen Abstract hier mal zur Diskussion…

Das wird jetzt wieder so ein Wissenschaft 2.0 Experiment (OpenScience). Ich stelle hier mal den aktuellen Stand des Abstracts meiner Diss zur Diskussion. Der Abstract dient dazu einen geneigten Leser zu motivieren, die ganze Diss zu lesen. Nun gehe ich nicht wirklich davon aus, dass irgendwer später meine Diss liest (außer die armen Gutachter), aber trotzdem gehört natürlich so ein Abstract einfach dazu. Bei einem Artikel ist ein Abstract meist nicht länger als 150 Wörter. Bei einer Diss kann es scheinbar etwas mehr sein. Da es aber an der Technischen Fakultät der Uni Kiel keine Vorgaben gibt, ist die Situation ziemlich uneinheitlich. Ich habe mal in ein paar existierende Diss geschaut. Einige Abstracts sind rund 350 Wörter lang, es gab aber auch einen Abstract mit 500 Wörtern. Das ist mir persönlich alles viel zu lang. Mein gleich folgender Abstract ist momentan rund 260 Worte lang. Damit ist auch eine Seite gut gefüllt, auch wenn sicher noch Platz für 30-40 Worte ist.

Ein guter Abstract sollte die Motivation, das Problem, den Lösungsansatz, die Ergebnisse und die Schlussfolgerung gut rüberbringen. Ist mir dies mit dem folgenden Abstract gelungen? Macht der Abstract überhaupt Sinn oder ist er schon zu spezifisch? Habe ich irgendwelche sprachlichen Dummheiten gemacht? Bitte einfach die Kommentarfunktion nutzen oder mir eine Email schicken. Bin mal gespannt, was hierbei rauskommt :-) Nun aber der Abstract:

Serviceorientierter Architekturen (SOA) versprechen diverse Vorteile bei der Anwendung im Unternehmenskontext. So kann z.B. durch Kombination unabhängiger Services neue Dienste kurzfristig bereitgestellt werden, was zu einer höheren Flexibilität und Agilität des Unternehmens führt.

Damit Unternehmen das SOA-Konzept erfolgreich umsetzen können, muss die Serviceorientierung in die Unternehmensarchitektur integriert sein. Viele Unternehmen haben in der Vergangenheit bereits in die Modellierung ihrer Unternehmensarchitektur auf Basis von verschiedenen Modellierungsmethodiken investiert. Damit das SOA-Konzept auf breite Akzeptanz stößt, müssen die vorhandenen Modelle wiederverwendet werden. Dies wird erleichtert, wenn existierende Modellierungsmethodiken um serviceorientierte Modellierungskonzepte erweitert werden.

In der vorliegenden Arbeit wurde die Modellierungsmethodik ARIS um Modellierungskonzepte für serviceorientierte Unternehmensarchitekturen erweitert. Dazu wurde eine konkrete grafische Modellierungssprache entwickelt und in ARIS integriert.

Da eine Modellierungsmethodik neben einer Modellierungssprache auch Algorithmen und Verfahren zur Auswertung der erstellten Modelle umfasst, wurden in der vorliegenden Arbeit drei Anwendungen entwickelt. Mit der Servicesuche können zur Geschäftsprozessautomatisierung benötigte Services automatisch identifiziert werden. Mit der Geschäftsprozesstransformation können als EPK-Modell vorliegende Geschäftsprozesse automatisch in eine Serviceorchestrierung auf Basis von BPEL überführt werden. Mit dem semantischen Geschäftsprozessmanagement werden Geschäftsprozesse soweit formalisiert, dass sie durch maschinelle Verfahren auswertbar sind.

Um die Nützlichkeit und Relevanz der Modellierungsmethodik samt der entwickelten Anwendungen zu evaluieren, wurden zwei empirische Fallstudien durchgeführt. In der ersten Fallstudie wurde die entwickelte Modellierungssprache sowie die Anwendungen Servicesuche und Geschäftsprozesstransformation untersucht. In Fallstudie zwei wurde die Anwendung semantisches Geschäftsprozessmanagement evaluiert.

Beide Fallstudien haben die Nützlichkeit und Relevanz der Modellierungsmethodik und der Anwendungen bestätigt. Damit können Unternehmen auf Basis der in dieser Arbeit entwickelten Erweiterung von ARIS ihre serviceorientierte Unternehmensarchitektur dokumentieren und auswerten.

10 Kommentare to “Abstract zur Diskussion gestellt – ein OpenScience Experiment”

  1. Faustus sagt:

    Die ersten zwei Sätze sind ein bisschen durcheinander weil Du wohl mal zwischen Ein- und Mehrzahl gewechselt hast. Sonst war es mir als Laien bereits etwas zu anspruchsvoll für diese Temperaturen… ;-) Ich habs also nur überflogen.

  2. Sebastian sagt:

    Sehr gut, muss natürlich lauten „So können z.B. durch…“. Genial ist auch, dass gleich das erste Wort falsch ist und ein „r“ am Ende zu viel hat :-)

  3. Klingt auf jeden Fall spannend. Wann soll die Diss denn fertig sein?

  4. Sebastian sagt:

    Tja, das mit dem Termin ist immer so eine Sache :-) Ich möchte auf alle Fälle dieses Jahr noch einreichen. Wann die Diss dann final angenommen ist, hängt sicher stark davon ab, wie die bürokratischen Mühlen in Kiel laufen. Das ist momentan für mich nicht absehbar…

  5. Patrick Wolf sagt:

    Hallo Sebastian, ich bin ebenfalls Doktorand und verfolge Dein Blog mit großem Interesse. Im Hinblick auf Deinen Abstract möchte ich Dich ggf. auf eine sprachliche Unschärfe zwischen Methode und Methodik aufmerksam machen. Zumindest solltest Du erwähnen, dass Du die Begriffe synonym verwendest (wenn dies der Fall ist) bzw. Quellen aufzeigen, die dies anders sehen (z.B. http://www.wi.uni-muenster.de/inst/arbber/ab77.pdf – „Im allgemeinen Kontext stellen Methodiken der Informationssystemgestaltung
    daher Spezialisierungen von Methoden dar.“). Auch im Duden – Das Fremdwörterbuch wird hier zwischen der Methodenlehre (Methodik) und der Methode (planmäßiges Vorgehen) z.T. differenziert.

    Viel Erfolg weiterhin,
    Patrick

  6. Sebastian sagt:

    Das mit Methodik und Methode ist in der Tat eine ziemlich verzwickte Sache. Ich nutze später in der Arbeit das Paper „Metamodelling Platforms“ von Karagiannis und Kühn (LNCS 2455). Diese sprechen von einer „Modelling method“. Ich bin mir aber noch nicht sicher, wie ich das nun richtig übersetzen soll, also Methode oder Methodik.

  7. Auch wenn doch zeitlich verspätet, so möchte ich Dir noch gerne einen Kommentar bezüglich Methodik und Methode zukommen lassen. Ich habe mich in meiner Dissertation ausführlichst mit dem Themenkomplex Methode auseinandergesetzt.

    Unter Methode versteht man etymologisch den Weg zu etwas hin. Im Kontext der WI lässt diese Auffassung am geeignetsten mit zielführender Vorgehensweise übersetzen. Eine Methode konstituiert sich demnach aus zwei Elementen, zum einen dem Ziel und zum anderen dem zur Erreichung des Ziels erforderlichen Vorgehen.

    Methodik ist als Methodenverbund bzw. Bündel zusammenhängender Methoden zu verstehen.

  8. Sebastian sagt:

    @Stephan: Bei deiner Definition dürfte wahrscheinlich die richtige Übersetzung von „Modelling method“ Modellierungsmethodik sein. Danke für den Hinweis!

  9. @Sebastian
    So pauschal lässt sich nicht sagen, ob „modelling method“ mit Modellierungsmethodik zu übersetzen ist.

    Die aus dem Software bzw. Systems Engineering bekannten Vorgehensmodelle sind auf grobgranularer Ebene in ihrer Gesamtheit als Verbund von Methoden zu verstehen (Analysemethoden, Entwurfsmethoden, Implementierungsmethoden), weshalb hier der Begriff Methodik angebracht erscheint.

    Eine ganz spezielles, häufig feingranulares zielgerichtetes Vorgehen ist demgegenüber als Methode einzustufen.

    Die Grenze ist jedoch als fließend zu betrachten. In meiner Diss z.B. habe ich eine Methode zur fachlichen (konzeptionellen) Datenmodellierung entwickelt. Da ich das Konzept des Terminologiemanagements als ständigen Begleiter im Entwicklungszyklus von Modellen sehe, findet das diesbezügliche Vorgehen zur Ermittlung und Konsolidierung von Fachbegriffen eine entsprechende Verankerung in der Datenmodellierungsmethode. Betrachtet man nun den terminologischen Teil des Vorgehens separat und unabhängig vom eigentlichen Datenmodellierungsvorgehen, so könnte man die Methode durchaus auch als Methodik interpretieren. Da die Methode jedoch auf feingranularer Ebene engesiedelt ist und „beide“ Vorgehensweisen als eine zusammengehörige Einheit von Handlungsfolgen interpretiert wird, ist der Terminus Methode angebracht.

    Vorgehensmodelle auf grobgranularer Ebene hingegen sind zwar zielgerichtete Vorgehensweisen, jedoch mit einer derart großen Anzahl an Freiheitsgraden in ihrer Ausgestaltung in den einzelnen Phasen (Analyse, Entwurf, Implementierung) belegt, so dass an dieser Stelle der Begriff Methodik Anwendung findet bzw. finden kann.

  10. @Sebastian
    Sorry, noch ein kurzer Nachtrag.

    Du hast das Paper von Karagiannis und Kühn (LNCS 2455) erwähnt, auf das Du in Deiner Arbeit rekurrierst. Karagiannis/Kühn sprechen von einer „modelling method“, die sich auf Grundage einer „modelling technique“ neben einer „modelling language“ aus „modelling procedures“ zusammensetzen. In ihrem Metamodell einer Methode folgen sie demnach einer weiter untergliederbaren Auffassung von „Methode“, weshalb der Begriff Methodik wohl passend wäre. Eine modelling procedure wäre demnach in engeren Auffassung die Methode der Modellierung.

    Nur am Rande: Falls Dich eine Erweiterung des Metamodells von Karagiannis/Kühn vor dem Hintergrund einer methodisch geführten Modellkonstruktion interessiert, werfe mal einen Blick in den von mir auf der Modellierung 2008 im Rahmen des Workshops „Modellierung in Lehre und Weiterentwicklung“ veröffentlichten Beitrag (S.47-57): ftp://ftp.ifi.uzh.ch/pub/techreports/TR-2008/ifi-2008.04.pdf

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