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Universität Luxemburg

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Kategorie SaarLorLux | 2 Kommentare »

Luxemburg liegt nur 70km von Saarbrücken entfernt. Da liegt es natürlich nah, auch mal die Uni Luxemburg zu besuchen und zu erkunden, was die dortigen Informatiker so tun. Deshalb war ich heute mit Kollegen an der Uni Luxemburg vor Ort und wir wurden sehr freundlich empfangen…

Logo der Uni LuxemburgDie Universität Luxemburg ist noch eine ganz junge Universität. In ihrer jetzigen Form existiert sie erst seit 5 Jahren. Sie wurde damals auf Basis mehrerer kleiner Institute gegründet, damit man eine „richtige“ Uni hat. In ganz Luxemburg gibt es jetzt also genau eine Uni, was man auch an der URL www.uni.lu sieht :-)

Die Universität Luxemburg besteht aus den 3 Fakultäten Technik, Wirtschaft und Geisteswissenschaften. Ich war natürlich heute zu Gast bei den Technikern und dort speziell bei den Informatikern. Obwohl es noch eine sehr junge Universität ist, haben sie trotzdem schon eine beeindruckende Mannschaft aufgebaut. So gibt es allein in der Forschungsgruppe Informatik 20 Professoren, 10 Postdocs und mehr als 50 Promoventen. Zum Vergleich, an der Uni Kiel hat das Informatikinstitut „nur“ 16 Professoren, wenn ich mich nicht verzählt habe.

Informatik Gebäude Uni LuxemburgMomentan sind die Informatiker noch in einem provisorischen Bau untergebracht. Da es noch keinen gemeinsamen Campus gibt, wurde eine schnell zu errichtende Übergangslösung benötigt. Die Gebäude wurden in nur 3 Monaten aus Fertigteilen errichtet. Das merkt man den Gebäuden aber nicht wirklich an. Sie wirken alle sehr modern und die Büros sind auch recht groß. In 5 Jahren soll dann der eigentliche Campus gebaut sein.

Die Gebäude befinden sich momentan im Kirchberg Viertel von Luxemburg. Dieses Viertel liegt nicht ganz in der Innenstadt, allerdings sind gleich daneben auch alle Einrichtungen der EU. Das dürfte die Beantragung von EU Forschungsprojekten natürlich vereinfachen :-)

Unser Gastgeber war Prof. Kelsen. Er forscht im Bereich Software Engineering. Er beschäftigt sich zum Beispiel mit der Modellierung von Software. Eine Softwarearchitektur unterteilt er in mehrere Domains. Eine Versicherungsanwendung würde zum Beispiel in die Domänen GUI (Benutzeroberfläche), Vertrag und Log (also Zugriffsdokumentation) aufgeteilt. Soll nun die Domäne Vertrag auf eine Aktion in der Domäne GUI reagieren, dann wird diese Verbindung bei Prof. Kelsens Ansatz nicht direkt zwischen den beiden Domänen definiert. Stattdessen benutzt er abstraktere „Brücken“, um die Verknüpfung herzustellen. Dadurch bleiben die beiden Domänen voneinander unabhängig. Tatsächlich wissen sie also gar nichts voneinander. Dies macht die Software natürlich flexibler und hoffentlich leichter zu warten. Zusätzlich setzt er eine Technologie ein, die es erlaubt, die als Modell beschriebene Verknüpfung dieser Domänen zu überprüfen. Diese Modellüberprüfung kann dann zum Beispiel feststellen, ob es zu Zuständen kommen kann, die sich gegenseitig widersprechen. Für die Modellprüfung setzt Prof. Kelsen Alloy ein.

Solch ein Ansatz ist letztendlich auf jedes Metamodell anwendbar und nicht nur auf die Softwaremodellierung beschränkt. So könnte ich diese Technologie zum Beispiel nutzen, um das Metamodell zu überprüfen, das ich für meine Modellierungssprache zur Servicebeschreibung erstellt habe. Wenn ich zufällig mal in den nächsten Wochen etwas Luft habe, werde ich das mal ausprobieren. Wäre natürlich blöd, wenn ich jetzt kurz vor Ende noch Fehler in meinem Metamodell finde :-)

An der Universität Luxemburg gibt es übrigens auch einen internationalen Masterstudiengang in Informatik. Wer also an einer jungen noch nicht verkrusteten Universität mit sehr guter Ausstattung studieren möchte, sollte Luxemburg definitiv mit in seine Auswahlliste aufnehmen. Studiengebühren gibt es keine und die Studenten können mit einer optimalen Betreuung rechnen, da das Verhältnis Professoren zu Studenten nicht so katastrophal wie an manch deutschen Massenunis ist. Ein weiterer Reiz ist natürlich, dass Luxemburg sehr multikulturell ist und man somit auch seine Sprachkenntnisse in Deutsch, Französisch und Englisch gleichzeitig festigen kann.

Gebäude Uni Luxemburg

Am Nachmittag haben Marwane und ich dann noch unsere Forschungsarbeiten vorgestellt. Für mich war das natürlich gleich mal eine gute Probe, ob ich meine Arbeit in 15 Minuten halbwegs klar darstellen kann. Auch die Fragen waren interessant, da ich sicher ähnliche Fragen zu meiner Verteidigung bekommen werde. Insgesamt also ein sehr interessanter Tag, an dem ich endlich auch mal wieder ein paar Fotos für diesen Blog machen konnte :-)

2 Kommentare to “Universität Luxemburg”

  1. Tobias sagt:

    Stimmt, Luxemburg hat seinen Reiz. Wenns nicht die ganze Zeit pissen würde ;.) Was verdienen die Akademiker denn in Lux?

  2. Sebastian sagt:

    Hallo Tobias,

    also gestern war Sonneschein :-) Ein PhD Student verdient wohl rund 2.400 Euro brutto. Das ist nicht sehr viel, da ja die Lebenshaltungskosten (außer Benzin) in Luxemburg relativ hoch sind. Aber man kann davon definitiv leben.

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