Sent from Hauptstadt!

ein Blog für den geneigten Leser

Wirtschaftsinformatik Journal mit Kindern

Tags: ,

Kategorie Promotion | 5 Kommentare »

Heute flatterte die Erstausgabe des Business & Information Systems Engineering Journal, des Wirtschaftsinformatik & Management Magazins und der ehrwürdigen Wirtschaftsinformatik in mein Haus. Sehr viel Papier mit interessanten Neuerungen…

Die Wirtschaftsinformatik ist bekanntermaßen  ein deutsches Ding. Es gibt zwar auch in anderen Ländern Forschung und Lehre in diesem Bereich, aber die meisten Lehrstühle findet man im deutschsprachigen Raum. Deshalb war es auch nicht weiter verwunderlich, dass das führende Journal in diesem Bereich, die „Wirtschaftsinformatik„, seit 50 Jahren in Deutsch erschien. So ganz stimmt dies natürlich nicht, denn auch bisher gab es immer wieder englische Artikel, etwa wie den meinigen.

Das Festhalten an der deutschen Sprache ist nicht unbedingt schlecht, denn gerade in der Wirtschaftsinformatik kommt es teils auf sprachliche Präzision an. Dazu werde ich demnächst auch mal eine Doktorarbeit vorstellen, die ein Paradebeispiel dafür ist…

Tatsächlich hat sich die Wirtschaftsinformatik immer weiter verbreitet und wird heute auch im Ausland stark betrieben. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass es auch eines internationalen Journals bedarf. Um aber nicht die Tradition eines 50 jährigen Journals wie der Wirtschaftsinformatik zu verlieren, haben die Herausgeber einen Spagat ersonnen. Jede Ausgabe der Wirtschaftsinformatik erscheint zukünftig sowohl in Englisch als auch in Deutsch. Beide Ausgaben sind identisch. Die deutsche Ausgabe erscheint weiterhin als „Wirtschaftsinformatik“ (WI) und die englische Ausgabe als „Business & Information Systems Engineering“ (BISE). Soweit so gut.

Die Herausgeber haben aber noch einen weiteren Schritt gewagt. Bisher waren im Wirtschaftsinformatik Journal sowohl Praxisbeiträge als auch wissenschaftliche Arbeiten vertreten. Um die unterschiedlichen Zielgruppen besser zu befriedigen, gibt es ab sofort eine neue Zeitschrift „Wirtschaftsinformatik & Management“, in der eher praktische Themen behandelt werden. Während das Layout der WI in schlichten Grautönen (erinnert etwas an das Informatik Spektrum) gehalten ist, kommt die Zeitschrift Wirtschaftsinformatik & Management in Farbe daher. Auf Quellenangaben wird in den Artikeln verzichtet.

Prinzipiell finde ich die Trennung gut, auch wenn es natürlich dazu führen kann, dass sich die Wissenschaftler wieder in ihre heile kleine Welt zurückziehen können. Ich hoffe die Herausgeber haben sich nicht zu viel vorgenommen und können auch langfristig beide Zeitschriften mit attraktiven und hochwertigen Beiträgen füllen. Man sollte auch erwähnen, dass speziell die Herausgabe der WI/BISE von mehreren Firmen unterstützt wird. Solch ein Sponsoring ist sicher nötig, denn die Übersetzung der Artikel dürfte teuer sein.

Für Mitglieder der Gesellschaft für Informatik (GI), die zusätzlich dem Fachbereich Wirtschaftsinformatik angehören, ist der Bezug der Zeitschriften günstig möglich. Will man die WI/BISE direkt abonnieren, wird es richtig teuer. Da ist es sicher besser entweder in die GI einzutreten oder die Zeitschriften nur online über SpringerLink zu lesen, falls man über einen entsprechenden Zugang verfügt. Man hat übrigens auch Zugriff auf das Archiv aller Ausgaben der Wirtschaftsinformatik bis zurück zur ersten Ausgabe 1995.

An dieser Stelle bleibt mir also nur noch zum 50 jährigen Jubiläum zu gratulieren und natürlich eine internationale Sichtbarkeit des Journals zu wünschen!

5 Kommentare to “Wirtschaftsinformatik Journal mit Kindern”

  1. Rob sagt:

    Wie kommst du denn auf deine 50-jährige Tradition der Wirtschaftsinformatik? 15 Jahre oder?

    lg,
    rob

  2. Rob sagt:

    hmm, auf der website steht tatsächlich 50. tja wo man sich nicht täuscht! :-)

  3. Sebastian sagt:

    Hi Rob,

    die Zeitschrift lief früher unter einem anderen Namen. Tatsächlich kann man für die Wirtschaftsinformatik als Disziplin noch weiter zurückblicken. Systemtheorie und Kybernetik wurden bereits Ende der 1940er Jahre entwickelt und dürften sicher als Grundlage der Wirtschaftsinformatik gelten.

  4. Im Heft wird auf die Geschichte eingegangen. So erschien 1959 die erste Ausgabe der WI-Vorgänger-Zeitschrift „elektronische datenverarbeitung“, in der es u. a. um das Thema Betriebsautomatisierung ging (Wirtschaftsinformatik 1/09, S. 18). Die 50 Jahre sind also durchaus korrekt. So heißt ein anderer Beitrag in dem Heft „Lessons learned: 50 Jahre Informationstechnologie im Bankgeschäft am Beispiel der Deutschen Bank AG“. Dort wird ausgeführt, dass der erste nennenswerte IT-Einsatz in der Deutschen Bank in den 50er Jahren statt fand.

    Da ich selbst Technische Kybernetik studiert habe, ein Wort zur Rolle der Kybernetik: Zwar hat die Kybernetik sicherlich die Wirtschaftsinformatik beeinflusst, doch befasste man sich in den 40er Jahren eher mit technischen Systemen (der Begründer der Kybernetik, Norbert Wiener, befasste sich z. B. mit der Steuerung von Flugabwehrgeschützen), dann auch mit organischen Systemen. Erst später wurden auch wirtschaftliche Systeme betrachtet, doch war die Wirtschaftskybernetik nie so richtig erfolgreich. Die meisten wirtschaftlichen Systeme sind im Gegensatz zu vielen technischen Systemen so komplex, dass sie sich nicht adäquat mit ein paar Differentialgleichungen beschreiben lassen.

  5. Sebastian sagt:

    Das stimmt natürlich, die Kybernetik hat sich zunächst nur auf technische Systeme bezogen. So ist z.B. das Buch „General System Theory“ von Ludwig von Bertalanffy mehr eine mathematische Abhandlung. Allerdings fandt in den Jahren danach bis heute verschiedene Übertragungen der Systemtheorie auf andere Gebiete statt. Speziell interessant ist die Übertragung in der Soziologie. Daraus entwickelt hat sich dann die Kybernatik höherer Ordnung. Zu nennen sind hier sicher Heinz von Foerster, Niklas Luhmann und Humberto Maturana. Deren Systemtheorieansätze sind dann durchaus schon auf Unternehmen übertragbar, da sie z.B. Unternehmen als ein chaotisches Gebilde beschreiben. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass das zutreffend ist :-)

Schreiben sie ein Kommentar