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Software Engineering Konferenz 2009 – Tag 1

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Diese Woche ist die GI Software Engineering Konferenz 2009 in Kaiserslautern. Die Konferenz findet an der TU Kaiserslautern und am benachbarten Fraunhofer IESE Institut statt. Der Termin für solch eine Informatikerkonferenz ist etwas ungeschickt, denn gleichzeitig läuft auch noch die Cebit. Hier ein Bericht von einigen Impressionen vom ersten Tag…

Da es momentan ständig nur regnet habe ich darauf verzichtet, Fotos zu machen. Das ist schade, denn das Gebäude des Fraunhofer IESE Instituts ist sehenswert. Die Konferenz geht über die ganze Woche. So waren am Montag und Dienstag Workshops wie der von mir mitorganisierte Workshop über Requirements Engineering und BPM. Gestern, am Mittwoch, war der Industrietag. Im Gegensatz zu der von mir als letztes besuchten SE Konferenz, wurden diesmal die Industriebeiträge auf einen eigenen Tag verlagert. Ob das günstig ist, muss ich mir noch überlegen.

Heute und Freitag findet die Präsentation der wissenschaftlichen Beiträge statt. Vom Gefühl her sind es relativ wenig Beiträge. Es sind umfangreiche Zeitslots für Keynotes und eingeladene Beiträge reserviert und auch der Konferenzband ist dünner als 2007. Es kann aber auch sein, dass ich mich jetzt täusche, denn damals war jeder Industriebeitrag auch im Konferenzband als eigenes Paper enthalten.

Die Konferenz wurde nach der formalen Eröffnung durch die Keynote von Prof. Jarke von der RWTH Aachen eingeleitet. In seiner Keynote fokussierte er auf das Anforderungsmanagement (engl. Requirements Engineering), das ein wichtiger Bestandteil des Software Engineering ist, wobei viele Gelehrte es auch als eigenständige Disziplin sehen. Prof. Jarke stellte fest, dass viele in den 80ern und 90ern entwickelte Konzepte nun auch tatsächlich in der Praxis angekommen sind. Er berief sich hierbei auf eine aktuelle Feldstudie aus den USA. Trotzdem ist eine Weiterentwicklung des Requirements Engineering weiterhin nötig, da auch die Herausforderungen mit der Zeit gestiegen sind. So wird heute weniger die Entwicklung eines Einzelsystems angestrebt, sondern vielmehr eine Integration verschiedener Systeme gewünscht. In Zeiten von Outsourcing findet das Requirements Engineering auch häufig verteilt über mehrere Kontinente statt. Interessant war auch seine Feststellung, dass zunehmend ein Geschäftsfokus im Vordergrund steht und sich die Software Entwicklung an den zu unterstützenden Geschäftsprozessen orientieren muss. Prof. Jarke zeigte auch ein paar aktuelle Arbeiten von seinem Lehrstuhl und des Fraunhofer FIT Instituts, dessen Leiter ebenfalls Prof. Jarke ist. So kann z.B. mittels Virtual Reality vor der eigentlichen Systementwicklung ermittelt werden, ob ein System überhaupt in der Praxis einsetzbar ist. Dies demonstrierte er an einem System für die Pariser Feuerwehr, die mit „intelligenten Geräten“ ausgestattet werden soll, um z.B. Feuerwehrleute in einem brennenden Gebäude orten zu können. Insgesamt war es eine gute Keynote mit einigen anregenden Gedanken.

Nach einer kleinen Pause ging es mit dem ersten Teil der wissenschaftlichen Vorträge weiter. Es wurden zunächst 2 Paper sowie 2 Diskussionsartikel präsentiert. Am interessantesten war der Vortrag von Holger Eichelberger über eine Studie der Uni Hildesheim, in der sie aktuelle UML Werkzeuge untersucht haben. Dabei ging es den Wissenschaftlern darum zu ermitteln, wieviel Prozent der UML 2 Spezifikation von den verschiedenen Werkzeugen unterstützt wird. In der ursprünglichen Auswahl befanden sich wohl zunächst 200 Werkzeuge, aber nach einer ersten Filterung konnte diese Zahl auf 68 reduziert werden. Unter diesen 68 Werkzeugen setzt kein einziges Werkzeug die UML 2 vollständig um. Das beste Werkzeug schafft lediglich rund 77% der von der UML 2 geforderten Features. Weiterhin gibt es am Markt lediglich 2 Werkzeuge, die einen gültigen XMI Export haben. Für XMI in Version 1.4 ist dies ARIS. Holger Eichelberger vermarktete seine Arbeit als eine Entscheidungshilfe für Anwender, die ein UML Werkzeug benötigen. In der Tat kann die für alle Werkzeuge durchgeführte Analyse sehr viel Arbeit abnehmen, da man nicht selbst jede Kleinigkeit der Spezifikation überprüfen muss. Allerdings garantiert eine hohe Abdeckung der UML 2 Spezifikation nicht, dass das Werkzeug auch tatsächlich gut geeignet ist. Um diese Erkenntnis drückte sich Holger Eichelberger etwas drumrum mit dem Verweis, dass man Anforderungsprofile nicht formalisieren und damit nicht bewerten kann. Man kann seine Arbeit sicher für eine erste Evaluierung nutzen, aber aus meiner Sicht sollte man sich nicht nur auf seine Studie verlassen. Sucht man z.B. ein Werkzeug mit dem man kollaborativ an UML Modellen arbeiten möchte, so nützt ein Werkzeug mit hoher UML 2 Abdeckung wenig, wenn es nicht auch Multiuser fähig ist.

Im nächsten Beitrag von Balz, Striew und Goedicke ging es um die Einbettung von Zustandsmodellen in Quelltext. Ehrlich gesagt, ich konnte dem Vortrag nicht wirklich folgen und nicht erkennen, was der Autor mir damit sagen wollte. Wahrscheinlich müsste ich nochmal das Paper lesen, aber so richtig motiviert bin ich dazu nicht.

Maik Schmidt trug einen Diskussionsbeitrag über seinen Ansatz zum Mischen von Modellen vor. Unter Mischen versteht er, dass z.B. 2 Nutzer auf Basis eines Ausgangsmodels Änderungen machen und diese dann wieder zusammenführen wollen. Der Vortrag war recht abstrakt gehalten, was es nicht sehr einfach machte, dem Ganzen zu folgen. Maik Schmidt geht es nun darum beim Zusammenführen der Modeländerungen Unterstützung zu bieten. Dazu zerlegt er die von den Nutzern durchgeführten Änderungen in Transaktionen und versucht anhand dieser zu beurteilen, welche Transaktionen durchgeführt werden können, ohne zu Konflikten zu führen. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, basiert sein Ansatz auf der Annahme, dass dieser Nutzer bei Änderungen ein Model immer von einem syntaktisch korrektem Model in ein neues syntaktisch korrektes Model überführen. Zumindest im Geschäftsprozessmanagement dürfte dies illusorisch sein, denn die meisten Geschäftsprozessmodelle sind nicht syntaktisch korrekt. Da es sich hier aber lediglich um einen Diskussionsbeitrag handelte, der auch noch nicht umgesetzt ist, wird Maik Schmidt sicher solche Bedenken zukünftig noch entkräften können. Insgesamt ist es ein wichtiges Thema, denn Modelvergleiche sind kein trivales Problem, aber ein gern gesehenes Feature in Modellierungswerkzeugen :-) Es gibt auch scheinbar ein zugehöriges Forschungsprojekt für all diejenigen, die ein wenig mehr erfahren wollen.

Ein weiterer Vortrag kam vom DFKI und wurde von Gerrit Meixner präsentiert. Gerrit Meixner arbeitet im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion und speziell auf der modelgetriebenen Dialogentwicklung. Das DFKI hat vor einigen Jahren eine Sprache namens useML entwickelt, mit der sich Aufgaben beschreiben lassen, die von Dialogen unterstützt werden sollen. Laut DFKI Evaluation ist diese Sprache aber nicht mehr zeitgemäß und bedarf einer Erweiterung. So soll die Ausdruckskraft der Sprache erweitert werden und auch ein grafischer Editor wird angestrebt. Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass hier etwas das Rad neu erfunden wird. Mir ist nicht ganz klar, warum zumindest an manchen Stellen nicht gängige Prozessmodellierungssprachen wie BPMN oder EPK verwendet werden, um zumindest Teilaspekte zu modellieren. Aber wie immer kann es natürlich sein, dass ich die Thematik nicht ganz überschaue.

Nach dem Mittagessen fand auch noch eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Garantierte Qualität – Anspruch industrieller Software Entwicklung“ statt. Auch wenn der Titel verdächtig nach sd&m klang, war kein Vertreter dieser Firma auf dem Podium. Dort fanden sich Prof. Jarke, Prof. Pohl (Uni Duisburg-Essen) sowie jeweils ein Vertreter von SAP, Siemens und einer Daimler Tochter. Ich persönlich bin kein großer Fan von Podiumsdiskussionen und hab mich damals auf der BPM Konferenz im letzten Jahr auch nicht wirklich wohl gefühlt, als ich selbst auf dem Podest saß :-) Meist sind sich die Leute im Podium einig und es bedarf gekonnter Störer im Publikum, um eine echte Diskussion anzuregen. Einen interessanten Punkt gab es aber: Alle Mitglieder des Podiums sagten, der Qualitätsanspruch ist für Produkte unterschiedlich (Flugzeugsoftware vs. kostenlose Webanwendung). Dieser Sicht widersprach ein Herr im Publikum der meinte, es wäre schlimm wenn der Qualitätsanspruch unterschiedlich wäre. Eine echte Ingenieurwissenschaft sollte versuchen, immer eine sehr hohe Qualität zu liefern. Hier ging es also eher um eine ethische Frage, die so aber nicht von den Podiumsmitgliedern gesehen bzw. aufgegriffen wurde. Die restliche Diskussion verlief sich in allgemeinen Statements ob die Informatik/Software Engineering nun eine Ingenieurwissenschaft sei oder nicht.

Morgen geht es dann mit der Konferenz weiter und ich werde dann auch meinen Beitrag leisten. Diesen werde ich dann aber nochmal gesondert vorstellen. Übrigens habe ich jetzt spontan per Suchmaschine keine anderen Blogger gefunden, die auch über die Konferenz berichten. Dies finde ich etwas bedenklich bei einer Informatikerkonferenz.

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