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ein Blog für den geneigten Leser

Warum ich (immer noch) blogge

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Kategorie Web | 5 Kommentare »

Die Blogszene befindet sich in einer Sinnkrise. Seit Monaten sind die Diskussionen zwischen Blogs mittels verlinkter Kommentare so gut wie ausgestorben. Ich habe schon ewig keine Verlinkung mehr erhalten, obwohl ich weiterhin steigende Leserzahlen verbuchen kann. Neulich fragte mich dann noch jemand, warum ich denn überhaupt blogge? Das wollte ich eigentlich schon seit mehreren Jahren mal niederschreiben, bin aber bis jetzt nicht dazu gekommen. Heute will ich es nachholen…

Vermutlich gibt es sehr unterschiedliche Gründe, warum man bloggt oder eben auch nicht. Für mich war es eine logische Fortsetzung meines öffentlichen Tagebuchs, das ich während meines Studiums in Schweden führte. Damals verschickte ich immer eine Email an einen Verteiler aus Freunden, Verwandten und Bekannten, wann immer ich einen neuen Eintrag fertig hatte. Kurz nach Beginn meiner Promotion wollte ich diese Tradition wieder aufnehmen, um besagten Adressatenkreis über den Stand meiner Promotion zu informieren.

Mit der Zeit merkte ich dann aber, dass ich die alte Leserschaft mehr oder weniger verloren hatte, es dafür aber neue Leser gab. So las und liest der ein oder andere Kollege mit, auch wenn diese es gerne nicht verraten. Hey, ein Blog ist da gelesen zu werden, also bloß keine falsche Scheu! ;-)

Der Blog hatte von Anfang an auch einen netten Nebeneffekt. Im Rahmen meiner Promotion bin ich gezwungen eine Vielzahl von Artikeln zu veröffentlichen. Das Schreiben eines Artikels ist nicht immer einfach, da man immer wieder erst in den Schreibfluss kommen muss. Dieser Blog ist damit auch ein Mittel, diesen Schreibfluss aufrecht zu erhalten. Einer der Professoren bei meinem schwedischen Studium sagte auch mal sinngemäß, dass die Hauptlehre aus dem Masterstudium nicht Fachwissen ist, sondern die Fähigkeit in kurzer Zeit Gedanken oder Beschreibungen präzise zu formulieren. Deshalb bestand das Studium auch zu einem großen Teil aus schriftlichen Belegen. Und tatsächlich: Am Ende fiel es mir wesentlich leichter, einige Seiten schnell zu formulieren. Das regelmäßige Bloggen hilft dabei, diese Fähigkeit weiter zu trainieren.

Bis jetzt waren das also primär egoistische Ziele. Ganz toll find ich aber auch, wenn man durch die Kommentare der Leser zu neuen Gedanken angeregt wird. Leider hat auch in den letzten Monaten die Kommentarquote pro Artikel abgenommen. Entweder ist der geneigte Leser heute müde zu kommentieren oder die Leser haben die Hoffnung mit mir inzwischen aufgegeben ;-)

Wichtig ist mir auch, Technologien und Trends selbst auszuprobieren und nicht bloß darüber zu lesen. Das Web 2.0, zu dem ganz klar Blogs gehören, ist einer der dominierenden Trends der letzten Jahre. Klar ist aber auch, dass man nicht jeden Trend mitmachen muss. Ich werde mich auch weiterhin weigern privat zu twittern, da mir 140 Zeichen nicht genug sind, mich auszudrücken. Ich war auch noch nie ein Fan von SMS.

Es geht also weiter mit dem Blog. Bis jetzt gehen mir die Themen nicht aus und es gibt immer noch eine Vielzahl von Lesern. Ich würde mich allerdings freuen, wenn noch mehr Leute die Chance nutzen, selbst zu bloggen. Gerade private Blogs über nicht so bedeutungsschwangere Dinge wie BPM und Promotion sind lesenswert, wenn sie von Herzen kommen!

5 Kommentare to “Warum ich (immer noch) blogge”

  1. Matthias sagt:

    Der Aussage über die momentane Stille kann ich zustimmen.
    Meine Nachrichtenfeeds blubbern noch wie gewohnt vor sich hin. Von den Privaten kommt aber weniger. Manche einst so interessanten Blogs beschäftigen sich jetzt mit Tassen und schreiben 30 Einträge ausschließlich zu diesem Thema. Anderes kommt zwischendurch nicht.
    Das ist sehr Schade.
    Aber ist es eine Sinnkriese?
    Bei mir ist es etwas das Frühsommerloch. Nach der Arbeit zuhause angekommen hole ich mit dem Netbook Nachrichten, Blogs und Mails ab und setze mich dann in den nächsten Park. Von den 8 Wlans dort ist aber keins offen und umts hab ich nicht. Dort kann ich lesen, aber nicht posten.
    Kommentare dort schreiben aber sie erst zuhause zu verschicken, ist auch nicht so nett.

    Als ich letztens mit des Pudels Kern telefonierte zweifelte er an der eigenen Schreibqualität. Damit ist es schon eine Sinnkriese. An einem seiner Links zehre ich nachmittags im Park immer noch.

    Dein Artikel hat bisher immer noch keinen Kommentar erhalten. Sehr seltsam.

  2. RDeAngelis sagt:

    Von dieser Stille merke ich nichts.

    Ich höre noch noch gezwitscher um mich herum. Die Anzahl von Micro-Blogger nimmt erschrekend zu und scheint zu explodieren. Selbst renommierte Firmen hat der Twitterwahn gepackt. Da wundert es niemanden mehr, dass „gewöhnliche“ Blog’s fast schon an statischen Content erinnern.

    Und genau in diesem Moment frage ich mich wieder einmal: Wieviel Zeit verbringe ich an meinem Computer? Und ja, ich nehme mein Notebook auch mit in den Park! Doch wiese? Ist es die Angst mir könnte eine Information entegehen? Habe ich nur noch virtuelle Freunde? Ich hoffe nicht.

    Doch es bleibt weiterhin spannend mitzuverfolgen, wohin sich unsere Gesellschaft entwickelt.

  3. Sebastian sagt:

    Na ich hoffe zumindest, dass es sich bei der Twitscherei bloß um eine Modeerscheinung handelt, die bald wieder abflacht. Aber schauen wir mal ;-)

  4. MIke sagt:

    Sinnkriese in der Stille? Ich selber Twitter derzeit etwas mehr als ich Blogge. Dieser Trend hat mich oder besser uns auch gepackt. Aber dadurch sind wir wieder mehr aufs bloggen gekommen weil wir doch mehr zusagen habe also nur 160 Zeichen.
    Wer den Blog hier in unser Blogrol mit aufnehmen.. Cheers

  5. Sebastian sagt:

    Hallo Mike, euren Blog hab ich jetzt auch wieder mit aufgenommen. Es war sehr still auf dem Blog geworden, weshalb ich ihn wieder entfernt hatte.

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