Unterschichtenprosa
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Es gibt Bücher, die sollte man nicht lesen, weil sie besonders gut geschrieben sind, sondern weil das Thema berührt. Genau solch ein Buch ist „Schloss aus Glas“ von Jeannette Walls…
Jeannette Walls erzählt in „Schloss aus Glas“ ihre Kindheit. Der Schreibstil ist recht durchsichtig und langweilt nach einigen Seiten. So endet zum Beispiel jeder längere Absatz mit einem Eindruck aus ihrer Kindheit mit einem Zitat von ihrer Mutter oder ihrem Vater. Warum sollte man also das Buch trotzdem lesen?
Jeannette Walls Vater war Alkoholiker und die Mutter gescheiterte Künstlerin. Während ihrer Kindheit musste sie und ihre Geschwister immer wieder von Abfällen anderer Leute leben, weil der Vater entweder das wenige Geld vesoff oder die Mutter schlicht ihre Kinder vergaß. Während ihrer Kindheit war sie immer auf Tour. Die Familie flüchtete von Stadt zu Stadt weg von unbezahlten Rechnungen. Jeannette musste mehrere sexuelle Belästigungen und versuchte Vergewaltigungen überstehen, während sie noch ein Kind war.
Es ist ein Glück, dass Jeannette Walls es geschafft hat sich aus diesem Sumpf von Armut und Demütigung zu befreien, denn so kann sie von den Zuständen berichten. Obwohl sie in den USA aufgewachsen ist, dürfte es der deutschen „Unterschicht“ kaum besser gehen. Wer also aus einer normalen Familie entstammt, nie hungern musste und mal wissen will, was einem im Leben erspart geblieben ist, der findet hier eine hautnahe Einführung.