Deutschland gehört nicht zu den besten Ländern
Tags: politik
Kategorie Rest | 9 Kommentare »
Über mehrere Umwege bin ich gerade auf einen UN Bericht gestoßen, der die Länder dieser Erde nach ihrer Entwicklung einteilt. 20 Länder fallen in die oberste Kategorie, doch Deutschland ist nicht dabei…
Der Human Development Index der UN misst den Stand der menschlichen Entwicklung eines Landes. Dabei fließen verschiedene Faktoren wie Lebenserwartung, Analphabetenrate, Beschäftigungsgrad und Einkommen ein. Maximal kann ein Land den Wert 1,000 erreichen, was kein Land bei der Auswertung von 2007 schafft. Immerhin 20 Länder haben aber einen Wert von 0,950 oder höher und bilden damit die Spitzengruppe. An der Spitze ist Norwegen (0,971), gefolgt von Australien (0,970) und Island (0,969). Deutschland schafft es nicht ganz in die 20er Gruppe, denn es liegt mit einem Wert von 0,947 auf Platz 22. Der aktuelle Bericht wurde am 5. Oktober 2009 veröffentlicht.
Persönlich hat mich die deutsche Platzierung überrascht. Noch mehr überrascht hat mich aber, welche Länder vor Deutschland liegen, da man diesen Ländern durchaus ein schlechteres Lebensniveau unterstellt (zumindest in Stammtischdiskussionen). In Klammern setze ich mal typische Vorurteile im Zusammenhang mit diesen Ländern:
- Platz 13 – USA (ungebildete Masse, Raubtierkapitalismus)
- Platz 18 – Italien (Vetternwirtschaft, unterentwickelt)
- Platz 21 – GB (miserables Gesundheitssystem, schlechtes Wetter ;-), hohe Kriminalität, Manchester Kapitalismus)
Am Ende der Liste finden sich von Bürgerkriegen und AIDS gebeutelte Länder wie Sierra Leone (0,365), Afgahnistan (0,352) und Niger (0,340). Interessant ist hier, dass trotz massiver westlicher „Aufbauhilfe“ Afghanistan sich kaum verbessern konnte (lediglich +0,002) im Vergleich zum Bericht aus dem Vorjahr.
Dieser Bericht kann sich nicht einer gewissen Lächerlichkeit entziehen. Die verantwortlichen Leute würden mich ja stark interessieren. Da ich gerade für einige Monate in Island bin, kann ich nur sagen, dass der Lebensstandard hier unter dem in Deutschland liegt. Länder wie Frankreich, USA, Spanien, Italien oder auch Australien gehören sicherlich nicht vor Deutschland wenn es um den Lebensstandard geht.
Entweder ist dieser Bericht nicht ganz objektiv geführt worden oder absichtlich manipuliert, aber wie oft will man ihn noch hören, es trifft doch immer wieder der schöne Satz zu „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“.
In diesem Sinne! Schöne Grüße aus Reykjavík!
Die Frage ist natürlich, wie man Lebensstandard definiert. Ist es die Verfügbarkeit von Konsumgütern oder wenn die breite Masse Lesen und Schreiben kann?! Eine Fälschung würde ich der entsprechenden UN Institution auf alle Fälle nicht unterstellen, denn schließlich schauen zu viele Augen auf den Bericht und eine Manipulation würde schnell auffallen.
Tatsache ist, dass wir in der Summe der gemessenen Kriterien teilweise deutlich hinter anderen Ländern liegen. Anstatt über die Messmethoden zu streiten, fände ich es sinnvoller drüber nachzudenken, was wir tun müssen, dass wir uns verbessern!
Die Wahrheit erfährt man immer erst am Schluss. Gerade gelesen und weil’s irgendwie passt.
Mmmh, ich hatte eigentlich gehofft, dass mein Artikel Diskussionen anstößt, was wir besser machen können. Jetzt stürzen sich wieder alle nur auf die Unzulänglichkeit von Statistiken. Klar, jede Statistik ist nutzlos, aber man kann oft eine Tendenz ablesen.
Wir können gerne darüber diskutieren, „was wir besser machen können.“ Mein Beitrag hierzu sind einige Fragen:
1. In welche Richtung sollen wir uns verbessern? Also an welchen Kriterien soll die Veränderung gemessen werden?
Du könntes die Kriterien aus der UN Studie antworten, worauf ich dann weiter fragen würde:
2. Warum diese Kriterien?
Klar, die Kriterien der UN. Und warum nicht diese Kriterien? Ich denke, wenn sich die UN auf diese Kriterien einigen konnte um die menschliche Entwicklung eines Landes zu messen, dann haben die sich was dabei gedacht. Man sollte nicht so vermessen sein zu denken, dass man das jetzt besser kann. Für mich sind Sachen wie Analphabetenrate, Lebenserwartung, etc. sehr sinnvolle Kenngrößen.
Auch ich halte eine lange Lebenserwartung und die Fähigkeit Lesen und Schreiben zu können nicht für die schlechtesten Ziele. Aber wieso sollte mein Maßstab für alle Menschen gelten? Mich auf die UNO zu berufen bringt mich auch nicht weiter, denn viele Menschen haben keine sehr gute Meinung von dieser Organisation, so dass sie als Referenz nicht viel hermacht.
Ich will eben gerade, wie von dir angesprochen, „nicht so vermessen sein zu denken,“ dass ich besser wüsste als andere was ihre Ziele zu sein haben.
Aber ich will hier gar nicht so bremsend wirken, denn das oben geschriebene bezieht sich nur auf zentral organisierte politische Programme.
Wenn es darum geht, zu diskutieren wie die angesprochenen Ziele durch private Initiativen erreicht werden können, dann bitte ich meinen ideologischen Reflex zu entschuldigen (ich bin streitgesprächmäßig nicht ausgelastet).
Oh Mann, es geht doch hier nur um die Möglichkeit eines Vergleichs. Dazu muss man nun mal bei allen Kandidaten die gleichen Kriterien messen, sonst wird das ja nichts. Das besagt ja noch lange nicht, dass man von jedem Land verlangen muss, nach diesen Kriterien zu streben.
Wenn nur gemessen wird, ist von meiner Seite erst einmal nichts gegen die Auswahl der Kriterien zu sagen. Ich hatte dich fälschlicherweise so verstanden, dass über Maßnahmen diskutiert werden sollte, um uns, unter Ausrichtung an diesen Kriterien, zu verbessern.