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Petition für freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen

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Kategorie Promotion | 1 Kommentar »

Momentan kann man beim Bundestag eine Online Petition unterschreiben, die freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen fordert, wenn die Publikationen im Rahmen eines öffentlich geförderten Forschungsprojekts entstanden sind. Dieser Forderung kann ich nur zustimmen und würde mich deshalb freuen, wenn der eine oder andere geneigte Leser die Petition durch seine Stimme unterstützen würde!

Wirft man einen Blick auf meine Publikationsliste könnte man meinen, dass ich mich dumm und dusselig verdienen müsste, denn schließlich habe ich als Autor mehrere hundert Seiten verfasst. Dumm nur, dass ich außer bei einigen wenigen Ausnahmen gar nichts verdiene.

Das Spielchen ist bekannt. Die eigene wissenschaftliche Leistung wird an der eigenen Anzahl von Publikationen gemessen. Deshalb ist man beständig bemüht, zu publizieren. Publizieren bedarf eines Publikums, das von Verlagen und Konferenzveranstaltern (künstlich) erzeugt wird. In jeder Publikation stecken mehrere Tage Arbeit. Eine Gegenleistung in Form von Geld bekommt man nicht, da man ja wieder eine Publikation mehr auf seiner Liste hat, was die eigene wissenschaftliche Karriere fördern soll.

Schlimmer ist noch, dass die Konferenzbände und wissenschaftlichen Zeitschriften nur gegen Bezahlung einsehbar sind. Somit verdienen die verschiedenen Verlage mit jeder meiner Publikation Geld ohne mich bezahlen zu müssen. Die Sache wird dadurch noch absurder, dass ein Teil meiner Forschung durch öffentliche Forschungsprojekte finanziert war. Der Staat hat also Geld ausgegeben, dass ich meine Forschung durchführen konnte. Damit andere Forscher Zugriff auf meine Publikationen bekommen, muss der Staat die Fachzeitschriften und Konferenzbände kaufen, obwohl er schon indirekt für die Erstellung der Publikationen bezahlt hat. Die Verlage melken die Kuh also mindestens zweimal.

Die Verlage argumentieren, dass sie eine Qualitätskontrolle durchführen und somit die Wissenschaft unterstützen, indem sie gute Ergebnisse aus der Masse aussortieren und veröffentlichen. Fakt ist aber, dass die eigentliche Begutachtung von eingereichten Publikationen in den meisten Fällen wieder durch andere Forscher ohne Bezahlung durchgeführt wird. Die Aufgabe der Verlage reduziert sich damit auf Satz, Druck und Marketing der Zeitschriften und Bände.

Dieses Modell mag in der Vergangenheit sinnvoll gewesen sein, als es noch kein allgemein zugängliches weltweit verteiltes Austauschmedium (lies: Internet) gab. Heute ist es aber mehr eine Behinderung der wissenschaftlichen Arbeit. Sinnvoller wäre, wenn alle Publikationen nur noch online verfügbar wären. Das ist ein großer Schritt, der sich nicht einfach gehen lässt. Deshalb fordert die Petition lediglich einen kleinen Schritt, nämlich dass staatlich finanzierte Publikationen frei zugänglich sein müssen. Aus meiner Sicht ist dies mehr als sinnvoll!

Ein Kommentar to “Petition für freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen”

  1. Hierzu eine Erfahrungsbericht, wie die „Qualitätssicherung“ der Verlage funktioniert: How to Publish a Scientific Comment in 1 2 3 Easy Steps

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