Diplom- und Promotionsarbeiten sind nutzlos
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Kategorie Promotion | 2 Kommentare »
Jedes Jahr werden Tausende Diplom-, Bachelor- und Masterarbeiten sowie Promotionsschriften geschrieben. Aus Sicht der Industrie, ist das nicht unbedingt ein sinnvoller Leistungsnachweis.
Ich bin Realist und weiß, dass wohl kaum jemand meine Promotionsarbeit lesen wird. Genauso ging es mir mit meiner Master– und Diplomarbeit. Trotzdem habe ich diese geschrieben, da ich mein Studium erfolgreich abschließen wollte. Nun ist es eine Sache, dass niemand diese Schriftstücke liest. Hier könnte ich mir noch vorwerfen, dass ich einfach die falschen Themen gewählt habe. Schlimmer ist aber, dass das Verfassen einer Diplomarbeit nicht auf einen späteren Job vorbereitet. Im Arbeitsalltag ist Zusammenarbeit gefragt. Statt diese in der Abschlussarbeit nochmals zu schulen, wird hingegen der Einzelkämpfer gefördert, der sich in seinem stillen Kämmerchen 5 Monate in ein Thema verbeißen kann. Diese Arbeitsweise ist aus Sicht der Industrie später aber nicht gewünscht, also warum erwarten wir es von Studenten?
Hinzu kommt, dass die meisten Studenten nur sehr schlecht auf das Schreiben einer Diplomarbeit vorbereitet sind. Während des ganzen Studiums wird der Student wie ein kleines Kind behandelt und muss in einer Prüfung zeigen, dass er das 300 Seitenskript des Professors auswendig gelernt hat. Doch dann wird am Ende des Studiums eine wissenschaftliche Arbeit erwartet, in der der Student plötzlich Literaturrecherche, wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben sowie Zeitmanagement und Organisationstalent beherrschen soll. Natürlich gibt es auch während des Studiums immer wieder (Gruppen)belege, aber diese sind vom Umfang meist nicht vergleichbar und erfordern nur selten umfangreiche Literaturrecherche. Häufig müssen Student während ihrer Diplomarbeit nicht nur das eigentliche Thema bearbeiten, sondern sich noch diese wissenschaftliche Arbeitsweise aneignen.
Ein großer Fluch sind die Bachelorarbeiten. Ich habe es immer wieder erlebt, dass Professoren 50 wissenschaftliche Quellen und mehr fordern. Statt die Maßstäbe anzupassen, sind scheinbar die Maßstäbe einer Diplomarbeit einfach übernommen wurden.
Die ganze Sache wird bei Promotionsschriften noch verrückter. Während meiner Promotion war ich in 2 Forschungsprojekten (OrViA und SUPER) vertreten. Insgesamt dürften in diesen Projekten rund 70 Wissenschaftler tätig gewesen sein plus die Kollegen bei der IDS Scheer. Die dabei entstandene Zusammenarbeit ist sehr fruchtbar, aber auch ein Fluch. So fällt es mir natürlich schwer, genau darzulegen, welcher Gedanke in meiner Promotionsarbeit nun originär von mir stammt und welcher nicht. Die fertige Promotionsarbeit erweckt den Eindruck, dass ich alles allein geschafft habe, zeigt aber nicht, wie wichtig Zusammenarbeit mit den verschiedensten Menschen ist. Deshalb finde ich meine Publikationsliste wesentlich realistischer, denn sie zeigt, dass fast alle Veröffentlichungen Ergebnis einer Zusammenarbeit sind. Wenn aber Forschung Zusammenarbeit ist, warum muss am Ende ein Buch mit einem Autor stehen?
Laut Google scholar wird deine Diplomarbeit in drei Arbeiten zitiert.
Deine Masterarbeit immerhin einmal.
Und die Artikel, die du im Rahmen deiner Doktorarbeit geschrieben hast, werden des öfteren zitiert
(Ich habe der Einfachheit halber nach deinem Namen gesucht, d.h. wahrscheinlich nicht alle Artikel sind von dir :-)).
Gebe ich hingegen meinen Namen ein, taucht ja noch nicht einmal meine eigene Diplomarbeit auf. Nur um mal die Verhältnisse deutlich zu machen.
Naja, wahrscheinlich wurden sie irgendwie dazu gezwungen :-) Witzig ist übrigens, dass es noch einen Sebastian Stein gibt, der auch im Bereich Web Services promoviert. Es gab irgendwo einen Dienst, bei dem man übersichtlich alle Publikationen einer Person sehen konnte und da waren natürlich immer seine und meine gemischt.