Wehrdienst und Dienst am Staat
Tags: politik
Kategorie Rest | 4 Kommentare »
Schon vor mehr als 10 Jahren, als ich meinen Wehrdienst antrat, konnte man kaum von Wehrgerechtigkeit sprechen. Hinzu kam, dass man die meiste Zeit nur sinnlos rumgammelte. Es ist deshalb nur richtig, dass die Wehrpflicht endlich abgeschafft wird. Auf einen Dienst am Staat sollte man aber nicht verzichten…
Ich fand die Idee eines Pflichtdiensts am Staat bzw. der Gesellschaft schon immer gut. Und schon immer war ich mit dieser Meinung ziemlich allein :-) Trotzdem hier die Kernidee in aller Kürze:
Alle Männer sollten einen Dienst leisten. Frauen können dies freiwillig tun, müssen aber nicht, da sie im späteren Berufsleben schon genug benachteiligt sind und dieses eine Jahr Vorsprung zumindest eine kleine Kompensation ist. Den Dienst kann man direkt am Stück machen (dann 10 Monate). Alternativ kann man den Dienst aufteilen (dann insgesamt 12 Monate). Bei der Aufteilung besteht der Dienst aus einer Grundausbildung (1-3 Monate je nach angestrebter Tätigkeit) und die restliche Zeit wird vom Staat über mehrere Jahre bei Bedarf abgerufen. Als mögliche Tätigkeiten stelle ich mir vor, was der Gesellschaft als Gemeinschaft dient:
- Katastrophenschutz, etwa für die nächstjährige Jahrhundertflut
- Einsatz im sozialen Bereich (wie beim heutigen Zivildienst)
- Ordnungsdienste bei Großveranstaltungen wie Fußball WM oder wöchentliche Schlachten im Fußballstadion
- freiwilliger Wehrdienst, etwa im Wachdienst
- Entwicklungshilfe
- Kulturentwicklung im Ausland, etwa Deutschnachhilfe an einem Goetheinstitut
- Sanitätsdienste und freiwillige Feuerwehr
- Schöffen und andere öffentliche Ehrenämter
Vom Dienst befreit werden nur Schwerbehinderte und nachweislich Kranke (Pflegestufe zählt, Hühneraugen nicht). Veraltete Ausnahmeregelungen, wie 3. Sohn in einer Familie muss nicht leisten, gehören abgeschafft.
Ich glaube, ein derart gestalteter Dienst könnte das Zusammengehörigkeitsgefühl dieser Gesellschaft stärken und gleichzeitig auf Akzeptanz stoßen, da ihn alle leisten müssen. Beim Dienst treffen Leute aus allen Schichten der Gesellschaft zusammen, was vielleicht etwas der heutigen Separation der Schichten entgegen wirkt. Er bietet auch die Chance einen Einblick in ein Berufsfeld zu bekommen, bevor man eine Lehre oder ein Studium aufnimmt. Was also spricht außer egoistischem Eigennutz dagegen?
klingt gut. bin nur noch nicht drauf gekommen, welche lobby das verhindert. Das wäre ja viel zu einfach und nachvollziehbar.
Mit seinem letzten Beitrag hat Steinchen mir ja geradezu den Fehdehandschuh hingeworfen :-). Er macht den Vorschlag […]
Unabhängig von Deinem Post, habe ich auch schon mit vielen Bekannten über einen „Dienst am Staat“ diskutiert. Und auch dort habe ich nur positive Stimmen gehört. Allerdings sollte der Wehrdienst auch eine mögliche Option bleiben.
Vielleicht wäre es an der Zeit, dass mal jemand eine Petition beim Bundestag dazu einreicht.
Details müssten natürlich noch geklärt werden:
– Allerdings haben wir dabei auch Frauen in den Dienst miteinbezogen. (Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass Frauen irgendwann nicht mehr im Berufsleben benachteiligt werden.)
– „Ordnungsdienste bei Großveranstaltungen wie Fußball WM oder wöchentliche Schlachten im Fußballstadion“ sehe ich hier nicht als zweckmäßig. Meiner Meinung nach sollten dafür die Kosten von den Vereinen getragen werden. Außerdem sollte sich niemand in solch einen Hexenkessel begeben müssen (wenn dies nicht zum ausgesuchten Beruf gehört).
Hallo sie,
(ja, genau sie) ;-)
freiwilligen Wehrdienst habe ich auch auf meiner Liste oben als mögliche Dienstart. Die Sache mit den Fußballstadien war nicht ganz ernst gemeint, wobei es glaube schon ganz heilsam wäre, wenn mehr Leute den Aufwand erfahren würden, der jedes Wochenende betrieben wird, damit 22 Leute einem Ball hinterherlaufen können :-)
Übrigens, einige CDU Politiker denken jetzt (sicher als Reaktion auf meinen Blogeintrag) darüber nach, einen zivilen Pflichtdienst einzuführen:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article9202572/CDU-Politiker-wollen-neuen-Zwangsdienst-einfuehren.html
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal die gleiche Meinung wie die CDU habe :-)
Ansonsten kann ich noch die hitzige Debatte auf Martins Seite empfehlen. Es gibt grundsätzliche Argumente gegen einen Pflichtdienst, die nichts mit purem Egoismus zu tun haben. Ich stimme diesen Argumenten zwar nicht zu, aber kennen sollte man sie doch schon, da es eine völlig andere Sichtweise auf die Dinge ist:
http://pudelskern.blogspot.com/2010/08/dienst-am-staat-schadet-der.html
Zur Thematik Frauen an die Waffen äh in den Dienst würde ich folgenden Kompromiss vorschlagen: Sobald empirisch nachgewiesen ist, dass Frauen nicht mehr im Berufsleben benachteiligt sind, wird die Dienstpflicht für sie eingeführt :-)