Hat der chinesische Drache Zahnwuchs?
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Über die Jahre habe sicher nicht nur ich den Aufstieg von China bewundert. Während andere Länder wie Russland in Korruption und Autokratie versinken, gedeiht China trotz Korruption und Diktatur. Dieser Aufstieg Chinas fand weitestgehend friedlich statt, abgesehen von der Unterdrückung der politischen Freiheit, der Tibeter und gelegentlichem Säbelrasseln Richtung Taiwan. Doch in den letzten Monaten ist China in der Weltöffentlichkeit wesentlich agressiver aufgetreten, etwa:
- China eskaliert einen Streit mit Japan um einen durch Japan festgesetzten Fischerkutter.
- China demonstriert militärische Stärke im Südchinesischen Meer.
- China weigert sich seine Währung aufzuwerten.
- China droht Norwegen mit Konsequenzen wegen Vergabe des Friedensnobelpreis an Liu Xiaobo.
Mag sein, dass China in allen Punkten im Recht ist. Für mich ist die agressive Austragung dieser Konflikte durch China ungewohnt und beunruhigend. Will China externe Feindbilder schaffen, um innenpolitisch zu punkten? Hat der Kampf um Treibstoff für den chinesischen Wachstumsmotor begonnen? Hat der chinesische Drache Zahnwuchs?
Ich weiß nicht, ob die Innenpolitik in diesem Fall so wichtig ist.
Für mich sieht es so aus, als fühlt sich Chinas Regierung jetzt mächtig genug um einige Karten neu zu mischen. Jetzt nicht mehr als Billiglohnproduzent, dem man Baupläne in die Hand drückt und sich das Produkt zuschicken läßt. Jetzt ist man entweder ebenbürtiger Handelsparter, oder läßt den anderen ganz links liegen.
Jahrelang hat sich die Förderung der „seltenen Erden“ wie Neodym mehr und mehr auf China konzentriert. Für andere Länder war es unrentabel geworden. Jetzt haben sie ein Abbaumonopol von 97%… und stoppen den Export nach Japan.
Als ob das nicht abzusehen gewesen war. Es war aber so angenehm auf Arbeitskräfte mit einem tausend mal geringeren Stundenlohn als den eigenen zugreifen zu können. Es war so angenehm den Kapitalanlegern kurzfristig Gewinne auszuschütten.
Ja, unser Hausdrache hat Zahnwuchs.
Ich bin anderer Meinung. Ich glaube, die Innenpolitik ist der entscheidende Faktor. Man unterstützt oder duldet die Entstehung eines starken Nationalismus, da man diesen nicht auch noch unterdrücken kann. Dieser Nationalismus erfordert eine aggressive Außenpolitik. Hoffen wir, dass sie rechtzeitig die Kurve kriegen, bevor sie die ganze Region in Unglück stürzen.