Arte experimentiert seit einiger Zeit mit den Möglichkeiten des Web, um Dokumentationen interaktiv erfahrbar zu machen. Das ist vielversprechend, wäre aber im Fall von „Alma – Ein Kind der Gewalt“ nicht nötig gewesen. Schon die ersten Minuten des Hauptvideos reichen, um mehr über die Verrohung einer ganzen Gesellschaft zu erfahren, als man je wissen wollte.
…mit hoffentlich viel Kitsch und Geschenken und so!
Als Anfang Dezember die Geheimdiensterkenntisse von chemischen Waffen in Syrien die Runde machten und Assad ausdrücklich vor deren Einsatz gewarnt wurde, dachte ich mir: Jetzt geht also die Propagandamaschinerie los, um uns auf einen westlichen Friedenseinsatz vorzubereiten.
Man verstehe mich nicht falsch, ich hege keinerlei Sympathie für Assad und seinen Clan, aber ich finde, man sollte auch hier einfach ehrlich sein und die Interessen klar benennen: Assad, deine Zeit ist abgelaufen, wir brauchen dich nicht mehr und werden dich in den nächsten Monaten aus dem Land jagen.
Wie dem auch sei, Propaganda ist letztlich nur politisches Marketing und da ich durch meinen Job einen guten Einblick ins Marketing habe, weiß ich, dass erfolgreiches Marketing ein bewegendes Märchen benötigt. Eine Liebesgeschichte wäre besser, aber lässt sich in dem Kontext schlecht realisieren. Deshalb greift man auf Gut (wir) gegen Böse (durchgeknallter Diktator, der seine eigene Bevölkerung ermordet). Das hat schon in mehr als 20 James Bond Filmen funktioniert.
Sich selbst eine Meinung zum Konflikt zu bilden, ist, trotz aller Interneterei, schwierig. Ein Lichtblick ist die noch laufende Serie „Letters from Aleppo“, die aus der Feder eines Berliner Aktivisten stammt. Sowohl an den Bildern als auch am Schreibstil kann man erkennen, dass der Mann kein Profi ist, aber gerade das macht die Berichte lesenswert. Bisher sind 3 Berichte erschienen (alle auf Deutsch):
Wie immer bei kriegerischen Konflikten: es gibt nur Verlierer gibt.