Antrittsrede Barack Obama
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Barack Obama ist einer der begnadetesten Redner unserer Zeit. Seine Antrittsrede ist ein sehenswertes Zeugnis seines Talents. Deshalb heute einige Gedanken zu Form und Inhalt seiner Rede.
https://www.youtube.com/watch?v=zncqb-n3zMo
Er stützt seine Rede auf ein Zitat aus der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, wonach jeder Mensch gleich ist und eine Reihe unveräußerlicher Rechte hat, darunter:
- das Recht auf Leben
- das Recht auf Freiheit
- das Recht auf Glück
Auf diesen 3 Begriffen – Leben, Freiheit und Glück – baut er seine Rede auf. Aus Gleichheit des Menschen leitet er eine Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen ab, das Recht auf Glück bedeutet für ihn auch, dass der Bürger in schwierigen Situationen wie Krankheit auf die Unterstützung der Gemeinschaft zählen kann und das Recht auf Freiheit setzt dem Staat Grenzen, damit jeder die Möglichkeit zur persönlichen Entfaltung hat.
An diesen wenigen Beispielen erkennt man, dass er ganz unterschiedliche politische Richtungen anspricht und sich klar in der Mitte positioniert. Es ist eine verbindende Rede, die die amerikanische Gesellschaft hinter einer gemeinsamen Idee einen soll. Ob ihm das gelingen kann, ist leider fraglich, aber dringend notwendig, um die großen Herausforderungen (seine Beispiele) wie
- Klimawandel,
- Modernisierung der Infrastruktur,
- Gesundung der Wirtschaft und
- aktuelle geopolitische Lage
zu bewältigen.
Obama ruft seine Landsleute zu Pragmatismus fernab von ideologischen Scheindebatten ohne realen Nutzen für das Land auf. Mehrfach weist er darauf hin, dass den Rechten jeden Tag Taten folgen müssen, um sie mit Leben zu füllen. Dies ist für ihn die Pflicht jedes Bürgers, aber auch das, was die Nation ausmacht.
Bemerkenswert dabei ist der Realismus in seiner Rede. Er sagt zum Beispiel, dass immer noch viele Einwanderer die USA als eine Chance auf ein besseres Leben sehen. Er fordert nicht eine weltweite Durchsetzung von Gleichheit und Gerechtigkeit, sondern beschränkt sich auf die Verwirklichung im eigenen Land. Und er betont, dass politische Entscheidungen nicht perfekt sein werden, sondern immer Verbesserungsprozesse sind. Er hätte an all diesen Stellen auch mit viel Pathos Maximalforderungen stellen können, aber er tut dies nicht. Das macht ihn volksnaher, denn die meisten Menschen sind, genauso wie Politik, nicht perfekt.
Noch ein paar abschließende Gedanken:
- die Rede ist sehr emotional, fast schon eine Predigt
- langweilige Dankesformeln sind, abgesehen von 2 Sätzen zu Beginn, nicht vorhanden
- der Zuhörer wird über Werte und Überzeugungen angesprochen
- er fordert konkrete Handlungen
- die Rede steigert sich kontinuierlich
- das Englisch ist leicht verständlich (einfache Worte, Wiederverwendung von Schlüsselbegriffen, etc.)
- Gedanken werden mit Alltagsbeispielen illustriert
- er verpflichtet sich als dienender Bürger
- es werden keine konkreten Personen, Parteien, Länder oder Organisationen genannt
- die Szene vor Ort nutzt alle verfügbaren Elemente staatlicher Symbolik (Fahnen, Uniformen, Abzeichen, jubelndes Volk, deutlich erhöhte Rednerposition, historische Gebäude, versammeltes Kabinet, etc.)
[…] ich gestern meinen Artikel über die Antrittsrede von Barack Obama schrieb, tat ich dies auf einem Tablet, um mal zu testen, ob man mit solch einem Gerät mehr machen […]