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Zwei Erkenntnisse beim Jobwechsel

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Kategorie Rest | 3 Kommentare »

Ich habe die Firma gewechselt. Während der letzten Monate im alten Job habe ich zwei interessante Erkenntnisse gewonnen, die ich heute teilen möchte…

Kündigen ist nicht einfach, zumindest war es das für mich nicht. In mehr als 7 Jahren bei der IDS Scheer (und Software AG nach der Fusion) habe ich nicht nur viele spannende Sachen erlebt und gelernt, sondern vor allem viele sehr engagierte kreative Menschen kennengelernt. Dabei haben sich Freundschaften entwickelt, die hoffentlich weiter bestehen!

Wenn man kündigt, bricht man mit dieser eigenen Identität (denn dummerweise macht Arbeit einen signifikanten Teil unseres Lebens aus). Eine Kündigung ist auch ein Vertrauensbruch. Da ich nur ungern Vertrauen breche, ist mir die Kündigung nicht leicht gefallen.

Nach der Kündigung gilt es die Übergabe zu organisieren. Die eigenen Aufgaben und Verantwortungen müssen an die Nachfolger übergeben werden. Hierbei habe ich eine erste interessante Feststellung gemacht. Aufgaben und Verantwortungen übergeben heißt eben auch, Aufgaben und Verantwortungen abgeben. Das habe ich als befreiend und erleichternd empfunden. Ich musste dabei an eine Stelle aus Borcherts „Draußen vor der Tür“ denken, in der Beckmann versucht die Verantwortung an seinen Vorgesetzten zurückzugeben. Der Vorgesetzte verweigert die Rücknahme der Verantwortung, Beckmann kann sein Gewissen nicht erleichtern und es ist schlussendlich einer der Gründe, warum Beckmann später Selbstmord begeht. Das Übergeben von Verantwortung ist befreiend und erlaubt einem selbst wieder kreativ zu sein. Ich habe während der Jahre nie an Projekten oder Produkten gehangen und fand es immer wieder schön, einfach mal was abgeben zu können. Leider neigen die meisten Führungskräfte dazu, Verantwortung zu hamstern. Damit entgeht ihnen eine interessante Erfahrung!

Wenn jemand kündigt, scheint die Welt zusammenbrechen. Einzelpersonen erscheinen unersetzbar, das Geschäft wird unter dem Abgang sichtbar leiden und überhaupt bricht die Welt zusammen! Die Erfahrung zeigt aber, dass dies in den meisten Fällen völliger Unsinn ist. Niemand ist unersetzbar. Aufgaben und Verantwortungen werden auf andere Personen verteilt und die Ersatzeinstellung erfolgt auch irgendwann. Warum also diese fatalistische Sichtweise? Ich vermute, das hat was mit der Art der Arbeit zu tun, die in einem wissensintensiven Beruf wie der IT ausgeführt wird. Die Arbeitsabläufe sind wenig standardisiert, sondern jeder Mitarbeiter prägt seine eigenen Prozesse entsprechend seinem Wissen, Fähigkeiten und Vorlieben. Es ist also richtig, dass man nicht einen neuen Mitarbeiter finden wird, der die Arbeit genauso wie sein Vorgänger erledigen wird. Stattdessen werden sich die Prozesse ändern, die Aufgaben werden neu verteilt. Weiter geht es trotzdem!

3 Kommentare to “Zwei Erkenntnisse beim Jobwechsel”

  1. Joerg sagt:

    Da steckt viel wahres in deinem Post. Man baut über die Jahre Beziehungen zu seinen Kollegen auf. Eine Kündigung ist dann schon fast wie eine Trennung. Lass uns Freunde bleiben ;-)

  2. Claudia sagt:

    Es ist genau so wie du es sagst. Es erschreckt auch im Nachhinein zu erkennen, wie leichthändig man ersetzt wurde. Meine alten Jobs halte ich noch immer unter Beobachtung, manchmal bin ich erstaunt, manchmal rollen sich mir die Fußnägel hoch, und meistens bleibe ich ganz ruhig in meinem Versteck im neuen Job. Das will man ja auch nicht, die Nörgelei des alten Arbeitsplatzinhabers. Lustig dann immer wieder, wenn man noch nach bald 1,5 Jahren zu Anrufbeantworterfunktionen vom Nachfolger befragt wird ;-)

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