Es ist ein Badschrank
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Mit zunehmenden Alter wird man häuslicher und schaut, ob man mehr kann als dieses Computer. Da Des Pudels Kern und der Skulptist bereits mit eigenen Projekten ordentlich vorgelegt haben, möchte ich heute mit was Physischem nachziehen: meinem ersten selbst gebauten Schrank :-)
Wohnungen mit Dachschrägen sind spannend, sorgen aber auch für Kopfzerbrechen beim Einrichten. Mein Bad besteht quasi nur aus Dachschrägen, so dass garantiert kein normaler Schrank passend ist. Man kann sich zwar von spezialisierten Anbietern einen maßgeschneiderten Schrank entsprechend der eigenen Raumsituation bauen lassen, aber die Preise fangen bei 1.000€ pro Schrankmeter an. Deshalb, und weil ich mal ein neues Hobby brauchte, habe ich einen entsprechenden Schrank selbst gebaut.
Bevor ich mich an den Bau gemacht habe, habe ich erst mal ein 3D Modell erstellt. Das ist natürlich nicht wirklich nötig, aber eine nette Gelegenheit, um mich mit dem freien 3D CAD Programm FreeCAD vertraut zu machen :-) Der Einstieg in die Konstruktion mit FreeCAD ist Dank der hervorragenden Video Tutorials spielend einfach. Die FreeCAD Datei meines Schranks gibt es hier zum Download.
Als Platte auf dem Schrank habe ich mir im Baumarkt eine Küchenplatte zusägen lassen (Kostenpunkt für Sägen und Material inklusive Eckverbinder rund 120€). Die Schubkästen bestehen aus 12mm Kistensperrholz. Falls ich nochmal so große Kisten baue, würde ich dickeres Sperrholz (etwa 16mm) verwenden. Dann könnte ich sicher auch auf die Querleiste unter den Kisten verzichten. Für den Boden der Schubkästen habe ich 4mm Kistensperrholz verwendet. Die im 3D Modell beigen Leisten habe ich weitestgehend weggelassen, da der Schrank Dank Dübeln und Verleimung stabil genug ist.
Für die senkrechten Wände (30cm hoch, 50cm tief) habe ich Leimholz Fichte 28mm verwendet. Die Schubkästen sind mit 18mm Leimholz Fichte verblendet. Die Auszugsschienen von SO-TECH haben eine sehr gute Qualität und sind in allen möglichen Längen erhältlich. Die gesamten Materialkosten belaufen sich auf ca. 330€.
Über die Jahre habe ich gelernt, dass gutes Werkzeug die halbe Arbeit ist. Das gilt sowohl für den Heimwerker als auch für den Softwareentwickler. Trotzdem versuche ich möglichst wenig Werkzeug zu besitzen, da Stauraum immer knapp ist und man Werkzeug nicht häufig verwendet. Mit folgenden Werkzeugen bin ich gut zu Recht gekommen:
- Tauchkreissäge (Zuschnitt aller Bretter und Leisten)
- Multi Tool (hauptsächlich für Schleifarbeiten)
- Bohrmaschine
- Dübelhilfe
- Einhandzwingen
- mobile Werkbank
Gebaut habe ich den Schrank verteilt über 2-3 Wochen, da ich zum Beispiel immer nur einen Schubkasten gleichzeitig verleimen konnte. Naja, und als Nicht-Profi dauert natürlich alles ewig, da ich viel zu viel messe :-)
Die Böden der Schubkästen sind in die Seiten eingeschoben. Für das Fräsen der entsprechenden Nut habe ich keine Oberfräse verwendet, sondern 2 Schnitte mit geringer Eintauchtiefe (ca. 4mm) nebeneinander mit der Tauchkreissäge gemacht. Das ging erstaunlich gut!
Natürlich hat nicht alles sofort geklappt! Beim ersten Schubkasten habe ich erst im dritten Versuch die richtige Höhe für die Bohrlöcher der Auszugsschienen gefunden. Und trotz mehrmaligen Messens war am Ende ein Schubkasten doch zu breit. Da half dann nur deprimiert sein, aufbrechen, kürzen, neu verleimen…
Am Ende habe ich alle Fronten mit weißer Holzfarbe gestrichen. Dadurch sieht man sehr schön die Struktur des Holzes und es wirkt, im Gegensatz zu typischen weißen Möbelplatten, nicht klinisch.
Zugegeben, der Schrank war nicht wirklich mein erstes Holzprojekt, aber ich bin trotzdem stolz, dass er gelungen ist :-)
Ganz große Respektbekundung von mir! Ich könnte das garnicht, da ich überhaupt nicht das Wissen über die verschiedenen Holzarten, Verbinungsmöglichkeiten, Werkzeuge usw. habe. Wann verwende ich Schrauben, wann Dübel, wann Nägel, wann Leim?
Wenn Du zwei Schnitte mit der Kreissäge für die Nut gemacht hast, wie hast du dann den Streifen in der Mitte entfernt? Oder hast du schräg eingeschnitten?
@Matin: Danke für das Lob :-) Ich glaube, vor 10 Jahren wäre es auch für mich unmöglich gewesen, sowas zu bauen. Aber inzwischen gibt es so viele DIY Seiten, gerade zum Thema Holzarbeiten, dass es sogar mir möglich ist, das anzulesen. Und dann habe ich dem ein oder anderen Freund und Bekannten auch mal über die Schulter geschaut bzw. mir ihre Konstruktionen erklären lassen.
Wegen der Nut: So ein Sägeblatt einer Kreissäge hat eine Breite. Bei mir sind es, glaube ich, 1,3mm. Taucht man dieses Sägeblatt nur wenige Millimeter ein und zieht die Säge übers Werkstück, entsteht ein Schlitz. Setzt man zwei Sägeschlitze nebeneinander, so bekommt man einen größeren Schlitz. Genau das habe ich getan. Zwei Schlitze nebeneinander haben gereicht, damit eine Nut breit genug entsteht, um den Boden von 4mm einschieben zu können.
Gut gemacht. Gefällt mir.
Martin wird jetzt rätseln wie man bei 2×1,3mm auf eine Nur von 4mm kommt :-D
Bei deiner Einstellung „so wenig Werkzeug wie möglich“ kann ich nicht mit gehen. Gutes Werkzeug ist toll und wenn es seine Aufgabe hat, will ich es haben. Auch wenn mir langsam die Aufgaben ausgehen für die ich Werkzeuge brauche.
Und wünsche mir öfter eine Werkstatt. Und eine CNC Fräse.
Ich überlege gerade welches nächste Projekt ich als nächstes zeige.
Respekt 👍
Vielleicht probiere ich irgendwann auch mal… dann kann ich meine Frau endlich beeindrucken hahaha 😜
Grüße von der Isar
@Cao: :-)