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Entgooglelung

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Kategorie Web | 2 Kommentare »

Über die letzten Jahre hat sich leider gezeigt, dass Google und andere Silikon Valley Tech Konzerne nicht nur Gutes für uns Nutzer wollen. Leider kommt man an den Konzernen in vielen Bereichen nicht vorbei. Trotzdem habe ich den Versuch unternommen, meinen Datenabdruck bei Google zu minimieren. Hier ein paar Tipps.

Ein digitales Leben ohne Google ist illusorisch. Google betreibt die größte Suchmaschine, versorgt mit Android die meisten Smartphones weltweit und hat mit Chrome auch den erfolgreichsten Browser am Markt. Auf unzähligen Webseiten sind Anzeigen aus dem Google Werbenetzwerk eingebunden und verfolgen einen über Tracking Technologien auf Schritt und Tritt.

Mein Ziel ist es nicht, vollständig auf die Nutzung von Google Diensten zu verzichten, sondern meinen digitalen Fußabdruck bei Google zu minimieren. Deshalb habe ich über die letzten 1-2 Jahre an folgenden Punkten angesetzt:

  • konsequente Verwendung von Firefox statt Google Chrome
  • Datenhunger von Android zähmen
  • andere Suchmaschine statt Google verwenden
  • Google Account nicht verwenden

Firefox, der beste Browser

Ich habe Google Chrome nie als meinen primären Browser verwendet, sondern war schon immer ein großer Fan von Firefox. Zwischenzeitlich war das nicht immer eine Freude, da Firefox technologisch mit Chrome nicht mithalten konnte. Glücklicherweise sind diese Zeiten seit rund 3 Jahren vorbei und Firefox ist wieder genauso schnell wie Chrome.

Tatsächlich würde ich heute sagen, Firefox ist der klar bessere Browser, weil er die Interessen des Nutzers gegenüber der Werbeindustrie (aka Google) durch einen eingebauten und standardmäßig aktivierten Adblocker schützt. Klar, für Chrome ist es ein Zielkonflikt, da der Mutterkonzern immer noch den größten Teil seiner Einnahmen aus dem Verkauf von Werbeanzeigen macht. Selbst der aktuelle Edge Browser von Microsoft macht im Bereich Datenschutz eine bessere Figur als Chrome.

Um Firefox noch restriktiver zu machen, habe ich folgende Einstellungen gesetzt:

  • der eingebaute Adblocker steht bei mir auf der Stufe „streng“
  • ich sende immer eine „Do Not Track“ Information
  • alle Cookies werden nach Beenden des Browsers gelöscht

Der letzte Punkt bedeutet den größten Komfortverlust, da ich damit auch aus jeder Webseite ausgeloggt bin, sobald ich Firefox schließe. Ich habe deshalb einige Ausnahmen bei den Cookies definiert, damit ich mich zum Beispiel nicht bei meinem Feed Reader anmelden muss.

Früher habe ich noch einen extra Adblocker verwendet. Das mache ich inzwischen nicht mehr. Prinzipiell habe ich nichts gegen Werbeanzeigen – weder im Web noch in Print und Rundfunk. Irgendwie müssen Dienste Geld verdienen können und Werbung ist aus meiner Sicht ein valides Mittel.

Datenhunger von Android zähmen

Ich verwende ein Android-basiertes Smartphone, weil ich in die Apple Sekte nicht eintreten will und es sonst keine sinnvollen Alternativen gibt. Den Datenhunger von Android zu begrenzen, ist nicht einfach und auch nicht vollständig möglich. Aber auch hier gibt es diverse Stellschrauben.

In der c’t bzw. auf Heise gab es vor ein paar Monaten einen guten Überblick, wo man den Datenhunger von Android begrenzen kann. Leider ist der Artikel nur für zahlende Kunden online verfügbar, aber hier die wichtigsten Punkte.

  • In Google Maps klickt man auf seinen Avatar und kann festlegen, dass für Maps kein Account verwendet werden soll (wird auch Inkognito Modus genannt). Einziger Nachteil ist, dass man keinen Verlauf hat und Sachen wie die Adresse für „Zu Hause“ und Arbeit nicht speichern kann.
  • Für die Speicherung von Geburtstagen und anderen Terminen verwende ich die aCalendar+ App. Diese speichert die Daten lokal auf meinem Smartphone.
  • Ich habe Firefox installiert und als Standardbrowser gesetzt.
  • Ich verwende nicht Gmail, sondern die OpenSource App FairEmail.
  • Chrome lässt sich nicht deinstallieren, aber zumindest kann man inzwischen einstellen, dass Chrome nicht das eigene Google Profil verwendet, sondern man wie bei Maps ohne Konto surft.
  • Unter den Einstellungen findet man einen Punkt „Google“, in dem man die Datenverwendung stark einschränken kann. Man sieht auch, welche Daten Google bisher verwendet. Das ist erhellend.
  • Den Google Assistent habe ich deaktiviert. Ich verwende auch eine extra Wetter App.
  • Ich sichere meine Fotos nicht mehr via Google Photos, sondern, sobald sich mein Smartphone im heimischen WLAN befindet, werden die neuen Schnappschüsse per Syncthing auf den heimischen Rechner kopiert.

Ecosia statt Google Suche

Viele Jahre führte kein Weg an der Google Suche vorbei. Inzwischen hat Microsoft Bing aber aufgeschlossen und liefert auch bei technischer Detailsuche relevante Ergebnisse. Allerdings ist fraglich, ob man bei Microsofts Suche aus Datenschutzsicht besser aufgehoben ist.

Deshalb verwende ich inzwischen Ecosia. Ecosia verwendet ebenfalls den Suchindex von Bing, schirmt den Nutzer aber ab. Auch auf Bing geschaltete Werbung wird eingeblendet, aber die Einnahmen werden neben der Deckung der Betriebskosten auf für Aufforstung verwendet.

Ich habe Ecosia in Firefox und in Android als Standardsuchmaschine gesetzt. Damit fühle ich mich wohl. Nur noch ganz selten greife ich auf Google zurück – immer dann, wenn ich bei Ecosia keine sinnvollen Ergebnisse finde.

Google Account nicht verwenden

Viele Online Dienste bieten an, dass man sich über Google, Facebook & Co. anmelden kann und somit keinen eigenen Account eröffnen muss. Das ist bequem, da man sich nur einmal täglich bei seinem Hauptaccount anmelden muss und automatisch Zugriff auf alle anderen Dienste hat.

Inzwischen habe ich alle diese Account Verknüpfungen gelöst und verwende auf jeder Seite jeweils einen eigenen Account. Für die wichtigsten Seiten, die ich täglich nutze, habe ich eine Ausnahme beim Löschen der Cookies gesetzt. Dadurch bin ich automatisch zum Beispiel bei meinem Feed Reader angemeldet, auch wenn Firefox automatisch alle Cookies löscht.

Weiterhin speichere ich die wichtigsten Zugangsdaten im Browser, synchronisiere sie aber nicht. Falls angeboten, verwende ich immer eine 2-Faktor-Authentifizierung. Zugegeben: Sehr sicher ist das nicht, aber für meinen Geschmack ausreichend. Wirklich wichtige Zugangsdaten wie Online Banking speichere ich natürlich niemals im Browser. Weiterhin verwende ich für jeden Account ein anderes Passwort.

Inzwischen logge ich mich nur noch aller paar Monate in meinen Google Account ein.

Fazit

Auch mit diesen ganzen Punkten weiß Google sicher immer noch mehr als genug über mich. Ich hoffe aber, dass ich zumindest unterschwellig durch Tracking nicht mehr manipuliert werde und auch sonst meinen täglichen Datenabdruck gering halte. Aber vielleicht hat der geneigte Leser ja noch ein paar Ideen, was ich noch machen könnte, um weniger Daten unbewusst preiszugeben?!

2 Kommentare to “Entgooglelung”

  1. Bens sagt:

    welchen Newsreader verwendest du (ich tt-rss)? Google-sheets und -docs finde ich schon extrem angenehm, insbesondere in der der Zusammenarbeit mit anderen, aber auch um diverse Tabellen und Dokumente geräteübergreifend ohne explizites Synchronisieren zu bearbeiten … gibt es da ernstzunehmende Alternativen, idealerweise zm selbst hosten?

  2. Sebastian sagt:

    Als Newsreader verwende ich https://feedly.com/. Sheets und Docs verwende ich kaum, da ich privat nicht den Bedarf dafür habe.

    Prinzipiell gehe ich davon aus, dass Google nicht in die Dokumente schaut, sondern nur auswertet, mit wem ich zusammenarbeite. Google Drive verwende ich auf Arbeit, was nicht gut ist und sicher auch nicht datenschutzkonform.

    Für all die Fälle gibt es gute Alternativen wie ownCloud, aber Problem ist ja immer bei solchen Dingen, dass ich auch andere Personen überzeugen müsste, diese zu nutzen. Deshalb habe ich mich erst mal auf die Punkte konzentriert, die ich selbst unter Kontrolle hab. Die restliche Welt kommt dann im nächsten Schritt :-)

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