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Alte Hardware wie neu Dank LineageOS

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Kategorie Rest | 3 Kommentare »

Seit ein paar Tagen macht es mir wieder richtig Spaß, mein 5 Jahre altes Samsung Tablet zu verwenden. Das Gerät ist wieder schnell, aufgeräumt, hat jede Menge freien Speicherplatz und läuft mit der aktuellsten Version mit allen Sicherheitsupdates. Der Trick: Ich habe LineageOS installiert…

Mein Samsung Tablet A7 stammt aus dem Jahr 2020. Auch schon damals war es nicht das Schnellste. Dazu beigetragen haben die vielen unnützen Apps von Samsung, die man nicht deinstallieren konnte. Vom internen Speicher war fast nichts übrig, da Betriebssystem, Recovery Image und fest installierte Apps fast die gesamten 32GB verbrauchten.

In den letzten Jahren habe ich das Tablet nur noch sporadisch als eBook Reader verwendet. Selbst surfen im Netz hat keinen Spaß gemacht.

Seit letztem Jahr gab es dann auch keine Updates mehr von Samsung, so dass das Gerät auch noch unsicher war und langsam digital verrottete. Glücklicherweise erinnerte ich mich, dass es alternative Android Versionen gibt und man nicht unbedingt auf den Hersteller des Geräts angewiesen ist.

Android ist im Gegensatz zu MacOS ein offenes Betriebssystem auf Basis von Linux. Theoretisch kann jeder eine eigene Android Version erstellen. In der Praxis ist es aber nicht so leicht, denn die Geräte haben oft spezielle Hardwarekomponenten, für die es keine öffentlich verfügbaren Treiber gibt.

Nach kurzer Recherche wollte ich den Versuch wagen und bin bei LineageOS gelandet. LineageOS unterstützt mein Tablet vollständig und es sind keine Probleme bekannt.

Der Installationsprozess ist nicht trivial und kann scheitern. Im schlimmsten Fall hat man hinterher ein unnutzbares Gerät, auf dem sich auch nicht mehr das Original System installieren lässt. Das Risiko war für mich aber vertretbar, da das Tablet gerade auch mit Original System kaum noch sinnvoll nutzbar war.

Für die Installation benötigt man idealerweise einen Windows Rechner, den man per USB mit dem Tablet verbinden kann. Neben den USB Treibern für Samsung musste ich auch ein obskures Tool zur Übertragung des Installationsimage installieren.

Die genauen Details beschreibt die ausführliche Schritt-für-Schritt Anleitung. Diese Anleitung ist abgestimmt auf das jeweilige Gerät und variierte je nach Gerät und Hersteller. Das grobe Vorgehen ist wie folgt:

  • aktuelles System und alle Apps aktualisieren
  • Backup relevanter Daten (etwa Fotos auf dem Gerät)
  • alle Google und Samsung Konten entfernen
  • Entwickleroptionen, OEM Lock und ADB Debugging in den Einstellungen freischalten
  • in speziellen Download Modus booten
  • alternativen Bootloader aufspielen
  • LineageOS Image aufspielen
  • bei Bedarf Google Apps Image aufspielen
  • Installation von LineageOS
  • Daumen drücken

Selbstverständlich gehen alle auf dem Gerät gespeicherte Daten verloren. Der größte Pferdefuss war das Booten in den speziellen Download Modus. Dazu soll man die Tasten Lautstärke hoch und Lautstärke runter und den Power Knopf gleichzeitig drücken. Das funktioniert aber nur, wenn das Gerät per USB mit einem anderen Rechner verbunden ist.

Während des gesamten Vorgehen bootet das Gerät mehrfach und wird auch zurückgesetzt. Nach jedem Zurücksetzen muss man wieder die Entwickleroptionen freischalten.

Nach 2 bis 3 Stunden hatte ich dann alles geschafft und konnte mich erstmalig in mein neues aufgeräumtes Tablet einloggen :-)

LineageOS bringt von Haus aus nur die absolut notwendigsten Anwendungen wie Chromium Browser, Kalender und Kontakte mit. Ich konnte problemlos über den Google App Store weitere Apps wie Firefox und YouTube installieren.

LineageOS ist so schlank, dass ich nun 19GB freien internen Speicher habe. Da passen also jetzt ganz schön viele eBooks drauf.

Auf dem Gerät ist die aktuellste Android Version 15 mit allen Sicherheitsupdates installiert. Das Gerät reagiert schnell, ich kann sowohl im Web surfen, mich mit meinem Lieblings Chatbot unterhalten, meine Zeit auf YouTube vertrödeln oder doch wieder ganz langweilig Bücher und Zeitschriften lesen. Auch etwas aufwendigere Apps wie Scratch funktionieren tadellos.

Auch wenn die Installation nicht trivial war, bin ich froh, die Zeit investiert zu haben. Eine Neuanschaffung kann ich jetzt nochmal ein paar Jahre hinausschieben. Das freut nicht nur meinen Geldbeutel, sondern auch die Umwelt!

3 Kommentare to “Alte Hardware wie neu Dank LineageOS”

  1. Bens sagt:

    Glückwunsch! Mein Nexus5X (mit dem ich von der Hardware her noch total zufrieden war und dessen Akku ich getauscht hatte) ist leider schon vor einigen Jahren aus dem Lineage-Support rausgefallen. Jetzt ein Pixel7 mit GrapheneOS … auch ok.

  2. Sebastian sagt:

    Stimmt, GrapheneOS habe ich mir auch angeschaut und soll auch gut sein!

  3. Bens sagt:

    Ist halt Pixel-only, was eigentlich etwas doof ist.

    Tja, was heisst „gut sein“ … mir reicht ja schon ein nackiges AOSP-Android mit Baseband-Blob zu einem installierbaren Image geschmiedet. Alles was darüber hinaus geht, oft nur optische Gimmicks (eigener Starter und Audio-Settings-Dings erinnere ich von früher von LineageOS), erzeugen dauerhaft zunehmend Aufwand für Maintenance und Test auf allen unterstützter Hardware-Platformen und macht so langfristigen Fortbestand schwieriger. Aber langfristigen Fortbestand will ich.

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