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Gutes tun per Spende

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Kategorie Rest | 8 Kommentare »

Die aktuelle Lage der Welt ist zum Verzweifeln. Nationalisten sind überall auf dem Vormarsch und der Klimawandel wird uns in den nächsten Jahren ordentlich den Arsch versohlen. Und machen kann man dagegen sowieso nichts. Oder doch?

Unteilbar Demo im Sommer 2018

Motivation

Tatsache ist, meine Generation der um 1980-Geborenen hat bislang kaum etwas Wesentliches für diese Welt erreicht. Während unser wilden Jahre waren wir zu sehr auf einen sauberen Lebenslauf fixiert, als die wirklich wichtigen Probleme dieser Welt in Angriff zu nehmen und für gesellschaftliche Veränderungen zu sorgen.

Und heute, im komfortablen Familienalter, kann man nichts mehr tun. Für das aktive Engagement bleibt im durchgetakteten Alltag kaum Zeit und wir ziehen uns lieber in unsere Wohlfühlblasen wie den heimischen Biogarten zurück, statt den Konflikt zu suchen.

Doch könnte man nicht zumindest diejenigen, die die Welt noch ändern wollen, finanziell unterstützen? Oder ist eine Spende nichts weiter als ein moderner Ablasshandel, um das eigene Gewissen zu beruhigen? Wäre eine Spende nicht „echt“, sondern eher peinlich?

Tatsächlich glaube ich, dass das gezielte Spenden ein legitimer Ansatz ist. Ja, Änderungen brauchen engagierte tatkräftige Menschen, aber Geld für Öffentlichkeitsarbeit, Kampagnen und Deckung der Unkosten der Engagierten gehört genauso dazu!

Deshalb verfolge ich seit vielen Jahren den Ansatz, 1% des jährlichen Familienbruttos zu spenden. Die Spenden streue ich auf eine Vielzahl von Organisationen in Beträgen zwischen 50-100€. Zugegeben, das ist immer noch nicht viel, aber hoffentlich besser als nichts.

Ich möchte an dieser Stelle meine Spendenziele plus Motivation für jede Organisation vorstellen. Ich möchte an dieser Stelle auch darüber sprechen, dass ich spende. Wir Deutschen tun uns ja generell mit Gesprächen über Geld schwer und Spenden scheinen da keine Ausnahme zu sein. Die Befürchtung schwingt im Hinterkopf immer mit, dass das Sprechen über eigene Spenden als Selbstbeweihräucherung missverstanden werden könnte. Doch diese Gefahr nehme ich jetzt einfach mal in Kauf!

Spenden an politische Organisationen

Ich kann sicher nicht die Politik in Übersee ändern. Das ist die Aufgabe der Menschen in den entsprechenden Ländern, egal ob Russland, USA, China oder sonst wo. Viel wichtiger ist es für mich, dass wir die politischen Errungenschaften in Deutschland und Europa festigen, denn hier befindet sich mein Lebensmittelpunkt. Deshalb spende ich an folgende Organisationen:

  • Pulse of Europe – Die EU ist für mich der Garant für Frieden in Europa. Klar, vieles ist nicht ideal gelöst, aber immer noch wesentlich besser, als was wir zuvor hatten. Pulse of Europe kämpft für eine Stärkung Europas.
  • Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) – Die letzen Jahre in den USA haben gezeigt, dass fundamentale Grundrechte wie Pressefreiheit und freie Meinungsäußerungen mit einem Regierungswechsel schnell unter die Räder kommen können. Deshalb ist es wichtig, strategische juristische Ressourcen aufzubauen, um für diese Rechte zu kämpfen. Das dazu verwendete Mittel der strategischen Prozessführung habe ich bereits vor einiger Zeit erläutert.

Spenden für den Naturschutz

Die Dürre dieses Jahres hat sehr deutlich gezeigt, was uns in den nächsten Jahren erwartet. Das hindert die meisten Bundesbürger aber nicht, vom nächsten Auto (vermutlich ein SUV) zu träumen, statt den eigenen Lebensstil nachhaltiger zu gestalten.

Leider rennt uns die Zeit davon und so müssen auch die Mittel drastischer werden. Wenn die Menschen wegen Fahrverboten nicht mehr zum Arbeitsplatz kommen und sich die Preise für ihren easyjet-Ausflug verzigfachen, wird es vielleicht ein Umdenken geben. Deshalb unterstütze ich in diesem Bereich zwei Organisationen, bei denen ich manchmal wegen ihrer praxisfernen Forderungen selbst Bauschmerzen habe.

  • Deutsche Umwelthilfe – Die meisten Berufspendler mit Auto lieben mit Sicherheit diesen Verein, denn er führt in vielen Kommunen die Klagen für Fahrverbote.
  • BUND – Nicht so radikal, aber auch der Bund für Umwelt und Natur Deutschland treibt immer wieder wichtige öffentliche Kampagnen.

Vielleicht gibt es noch andere Organisationen in diesem Bereich? Arbeitet zum Beispiel eine Organisation an der drastischen Verteuerung von CO2 Zertifikaten?

Spenden für soziale Zwecke

Am liebsten würde ich mein gesamtes Budget für soziale Zwecke spenden, aber auch hier konzentriere ich mich auf einige wenige Organisationen.

  • Caritas Berlin Arztmobil – Obdachlosigkeit ist in Berlin ein riesiges Problem. Trotz geringer Arbeitslosigkeit und sprudelnder Steuereinnahmen leben zehntausende Menschen auf der Straße. Auch hier wären europäische Lösungen notwendig (siehe Pulse of Europe), da viele Obdachlose aus anderen Ländern stammen. Die Caritas betreibt ein Arztmobil, um diesen Menschen eine ärztliche Grundversorgung zur Verfügung zu stellen. Dies unterstütze ich schon seit vielen Jahren.
  • UNO Flüchtlingshilfe – In Deutschland jammern wir immer wieder über zu viele Flüchtlinge, aber die Hauptlast tragen Nachbarländer der Konfliktherde wie Jordanien und Türkei. Die UNO Flüchtlingshilfe betreibt riesige Flüchtlingslager in diesen Ländern, in denen teils Hunderttausende leben.

Neben diesen prominenten Beispielen unterstütze ich noch lokale Fördervereine (Schule, Alumni) und Berufsvertretungen wie die GI.

Spenden für ein freies Internet

Meine ersten Erfahrungen mit dem Internet habe ich gemacht, als es noch in den Kinderschuhen steckte. Ende der 1990er Jahre wurde das Internet noch nicht von einigen wenigen Großkonzernen beherrscht, sondern war ein wildes Experimentierfeld. Deshalb ist mir die Freiheit des Netzes ein wichtiges Anliegen und ich unterstütze folgende Organisationen:

  • Wikipedia – Die Wissenssammlung stellt einen unglaublichen Schatz dar, der frei im Internet in zig Sprachen zugänglich ist. Der Betrieb solch eines Schatzes kostet aber auch viel Geld und ich will meinen Beitrag leisten.
  • netzpolitik.org – Diese kleine werbefreie Seite ist eine der wichtigsten journalistischen Plattformen für ein freies Internet. Sie treiben und unterstützen viele wichtige „Netzdebatten“ und führen auch immer wieder kostspielige Gerichtsprozesse.
  • Perspective Daily – Ein junges journalistisches Startup mit dem Ziel, für konstruktive Berichterstattung zu sorgen. Auf den großen Nachrichtenportalen dominieren in der Regel Berichte über Katastrophen und Missstände, aber viel zu selten wird über mögliche Lösungsansätze berichtet. Das führt dann zu einer negativen Gesamtwahrnehmung und verschweigt, dass es für viele Problem bereits praktikable Lösungsansätze gibt.
  • Byte.FM – Nicht nur im Internet herrscht billig produzierter Einheitsbrei, sondern auch im Formatradio. Dabei kann Radio viel mehr, wenn man Redakteure und Musiker nur lässt. Seit vielen Jahren ist Byte.FM eine Alternative, die ich gerne unterstütze.

Und warum keine Spende an XYZ?

Meine jährliche Spendenliste ist beliebig. Warum unterstütze ich zum Beispiel Flüchtlingsorganisationen oder private Seenotretter nicht? Gibt es nicht noch viele weitere wichtige Akteure, die Obdachlosen helfen? Und könnte ich nicht mehr Menschen pro gespendetem Euro im Sinne des effektiven Altruismus helfen, wenn ich meine Mittel zum Beispiel auf Malaria-Ausrottung konzentriere?

Ich habe keine befriedigenden Antworten auf diese Fragen. Ich weiß nur, dass es besser ist, überhaupt was zu tun, als an solchen Fragen zu verzweifeln.

Ich möchte mit diesem Beitrag den geneigten Leser motivieren, vielleicht selbst die eine oder andere Spende zu leisten. Mir ist klar, dass nicht jeder über ein gutes Einkommen verfügt und am Ende des Monats viel übrig bleibt. Und manch einer leistet seinen finanziellen Zusatzbeitrag ja auch schon mittels Kirchensteuer, Mitgliedschaft in Partei oder Gewerkschaft, einer Patenschaft oder indem er sich ehrenamtlich engagiert.

Oder spendet der geneigte Leser viel mehr als ich? Gibt es noch wichtige Organisationen, die ich mir unbedingt anschauen sollte? Oder sollte ich lieber mit dem Geld was ganz anderes tun?

8 Kommentare to “Gutes tun per Spende”

  1. Matthias sagt:

    Vielleicht solltest du noch eine Webseite unterstützen. Deine eigene.
    Ich bekomme hier Werbung die zum Schutz der christlichen Wurzeln Deutschlands aufruft. Das gefällt mir gar nicht.

  2. Sebastian sagt:

    Ich hab Werbung auf der Seite? Sehe ich gar nicht, hab einen Adblocker :-) Ja, ich könnte sie entfernen, aber stört es wirklich? Sind die 200€ im Jahr an anderer Stelle nicht sinnvoller investiert?

  3. Matthias sagt:

    Ja, du hast Werbung auf deiner Seite. Als du sie eingebaut hast, warst du noch ein armer Student. Das ist ein Weile her. Auf meinem PC sehe ich sie auch nicht. Mein Handy zeigt sie an.

    Stört es? Ich finde schon.

    Es bringt Aussagen, auf deine Seite die du nicht getroffen hast.
    Zuhause fütterst du indirekt google, weil du Schaufenster anbietest, die google vermieten kann. Das erwirtschaftete Geld gibst du dann Gruppen weiter, die das freie Internet unterstützen. Das sieht etwas nach Aktionismus aus. Hauptsache alle sind beschäftigt.

    Ob das Geld an anderer Stelle sinnvoller investiert ist, musst du für dich allein entscheiden.
    Hier bei dir gibt es keine Reibungsverluste. Es verbessert umgehend das Projekt und macht dich glaubwürdiger als Vorbild.

  4. Matin sagt:

    Wenn man kein Geld übrig hat, gesund ist und es verkraftet, kann man auch Blut spenden.

    Und auch das Ausfüllen eines Organspendeausweises mit der Bereitschaft zur Spende (und der Werbung anderer dafür) kann ganz konkret anderen Menschen helfen – ohne materiellen oder zeitlichen Aufwand.

  5. Sebastian sagt:

    @Matthias: Ich könnte deiner Argumentation folgen, wenn ich Werbung für Facebook oder WhatsApp machen würde, weil das geschlossene Räume im Netz sind. Bei Google sehe ich diesen Konflikt nicht so prominent. Werbung an sich sehe ich auch nicht als Problem. Bedenklicher ist das Tracking und die damit verbundenen Manipulationsmöglichkeiten. Das ist aber dann ein anderes Thema und hat nichts mehr mit dem Thema dieses Posts zu tun. Wie dem auch sei, du kannst da gerne anderer Meinung sein.

    @Matin: Stimmt, man kann natürlich noch anderes spenden, als schnöden Mammon, was nicht Zeit kostet. Guter Punkt!

  6. Marcus sagt:

    DKMS >>> Stäbchen rein, Spender sein

  7. Marcus sagt:

    Ich habe in diesem Zusammenhang eine sehr interessante Doku gesehen, über einen Profifussballer,
    der entgegen lukrativerer Angebote bei Eisern Union spielt, Neven Subotic:

    https://youtu.be/KHckLJ1rqno

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